Zum Jahresende bin ich mit dem chronologischen hören fertig geworden. Ursprünglich wollte ich den Nevermore Film als Abschluss an Silvester schauen doch durch spotantes Umplanen der Silvesterfeier muss ich das auf 2025 verschieben. Für jetzt reichen mir aber auch erst mal die Alben von alt nach neu. Dieses Mal habe ich grob nachgeschaut warum dies oder jedes Album gemacht wurde, wo sie in ihrer Karriere stand etc und mit „zwei Ohren gehört“, dem „was sagt mir zu?“ und eben dem Einordnen in ihrer Karriere. Dennoch habe ich zu einer Phasse eine eindeutige Tendenz.
Ich habe jetzt nicht nachgeschaut was ich beim ersten Eindruck zu den Alben schrieb und auch diese Meinung ist nicht in Stein gemeiselt aber um ihre Entwicklung dann auch chronologisch nachzuvollziehen war es gut auch mal diese Reihenfolge gewählt zu haben.
Hier ein paar kurze Eindrücke zu jedem Album inklusive meiner Favoriten. Diese Eindrücke habe ich versucht immer auf das Vorgängeralbum im Vergleich zu nennen, sprich die Weiterentwicklung.
Aber die Reihenfolge in der ich die Alben aufzähle ist nicht alt nach neu sondern bildet das nicht in steingemeiselte Albumranking ab. Vom „least favorite“ zum Besten.
In diesem Sinne allen einen Guten Rutsch!
2008 Point du suture
Für mich ist das eine Delle in ihrer Discographie. Nicht das der Stil schlecht ist oder Mylène aber irgendwie sagen mir die Songs auf diesem Album nicht zu. Die Balladen klingen für mich nicht inspiriert genug und bei den schnellen Songs fehlt mir auch das letzte Besondere. „Paradis inanimé“ allerdings finde ich richtig stark und das Duett mit Moby ist auch übel.
Favoriten: „Paradis inanimé“, „Looking For My Name“
1986 Cendres de lune
Im Rückblick das ich alle Alben vorher schonmal gehört habe und nun von vorne beginne muss ich sagen: Sehr gutes Debüt. Ihr Sound ist zwar noch nicht komplett da aber es ist nicht wie bei anderen Acts die einige Alben brauchen um ihren Sound zu finden. Tolles 80 Jahre Album welches trotz der Produktion für mich überhaupt nicht angestaubt klingt.
Favoriten: „Libertine“, „Vieux Bouc“, „Chloé“, „Tristana“, „We’ll Never Die“
1988 Ainsi soit je …
Es wird dunkler und trockener im Sound. Als komplettes Album funktioniert es für mich besser als das Debüt (wobei da ein paar Titel drauf sind die ich als ebenbürtig bezeichnen würde). Die Balance zwischen Leichtigkeit, gerade bei den Singles, und dem melancholischen Sound gibt dem Album den Rest Tiefe welcher dem Debüt noch fehlte. Der Kontrast beider Elemente, entscheidend die Reihenfolge!, passt perfekt. Es ist keine Neuerfindung, aber eine große Weiterentwicklung.
Favoriten: „L’horloge“, „Sans contrefaçon“, „Allan“, „La Ronde Triste“, „Ainsi soit je …“, „Jardin de Vienne“
1999 Innamoramento
Ende der 90er, passend hieß die Tour ja auch „Mylenium“, passte dieses Album musikalisch perfekt. Was ihm aber die Langlebigkeit zu anderen Dingen dieser Zeit gibt ist die fehlende Panik das 2000 die Welt untergeht. Der Sound ist elektronischer, die Rockelemente des Vorgängers sind eher subtil in die Musik integriert. Man hört auch das zu dieser Zeit „Moi Lolità“ entstanden ist denn in einigen Liedern verwendet Mylène diesen sprunghaften Anstieg im Gesang ihrer Stimme für ein Wort. Das Album funktioniert als Ganzes sehr gut und hat auch viele klasse Songs. Wenn ich ein bisschen Kritik habe warum es nicht zu den oberen Werken für mich zählt: Die Einheit im Sound geht für mich ein bisschen zulasten der Abwechslung im Vergleich zu den Alben zuvor und wenn auch kein Lied wirklich so abfällt das ich es streichen würde ist „Innamoramento“ für mich vielleicht 2 Titel zu lang geraten. Ein Plus sind aber die kleinen Zwischengeräusche wie Wasserrauschen oder wenn Mylène bei einem Lied am Anfang das Studio betritt und am Ende wieder verlässt.
Favoriten:
„Pas le temps de vivre“, „Dessine-moi un mouton“, „Méfie-Toi“, „Innamoramento“, „Serais-tu là“, „Mylènium“
1995 Anamorphosée
Vielleicht ihr wichtigstes Album, neben dem zweiten. In vier Jahren ist viel passiert, nicht nur bei Mylène sondern auch in der Musikwelt und so wird „Anamorphosée“ zu einem kreativen Befreiungsschlag. Die Vorstellung nach „L’autre“ als erste neue Single „XXL“ zu veröffentlichen, mutig! Die Balladen sind weiter vorhanden, lassen für mich aber ein Tick Intensität der Balladen auf „L’autre“ vermissen, aber ich denke Mylène wird das eh „fout“ sein
Ansonsten wird dem Pop eine ganze Menge Rock dazugegeben. Mit „Alice“ verbindet sie die „Darkness“ der 80er Phase mit dem neuen Sound.
Favoriten: „Vertige“, „XXL“, „Alice“, „Tomber 7 Fois …“
2005 Avant que l’ombre
Gefällt mir besser als der Vorgänger. Es klingt „menschlicher“ im Sound und ist auch abwechlunsgreicher. Wo „Innamoramento“ am Ende mir ein bisschen zu eintönig wurde ist „Avant“ vielseitiger und lässt sich für mich besser durchhören. Allerdings, und das hält es davon ab Nummer 1 zu werden, sind hier auch ein paar Lieder die im Flow des Albums zwar gut funktionieren aber ich nicht zu meinen Favoriten zählen würde. Aber in der Balance kommen auch immer wieder sehr gute Songs.
Favoriten: „Avant que l’ombre“, „Redonne-moi“, „Aime“, „Lamour n’est rien“, „Peut-être toi“, „Nobody Knows“.
2018 Désobéissance
Gefällt mir nicht ganz so gut wie der Run von 2010 bis 2015. Trotzdem mag ich den Stil, dieses minimale im Sound. Hier und da geht das auf Albumlänge allerdings auch zu Kosten von ein paar Melodien welche die Vorgängeralben für mich so stark machten.
Favoriten: „Rolling Stone“, „Sentimentale“, „Histoires de fesses“, „Prière“
2022 L’emprise
Positive Überraschung: Ich hatte das Album eher als Misch-Masch von Elektropopsongs und orchesteralen Nummern abgespeichert wo aber beides nebeneinander läuft. Doch es bildet eine super Einheit. (Mittlerweile habe ich auch gelesen das es thematisch ein Konzeptalbum ist.)
Ich würde auch „L’emprise“ nicht zu meinem Lieblingsrun an Alben zählen aber es ist ein tolles Spätwerk und mit „Raullumer les étoiles“ enthält es nicht nur einen meiner „Mylène Essentials“ sondern hat mit “Que je devienne“ auch eine gelungene „Fortsetzung“ von „Jardin de Vienne“
Favoriten: „À Tout Jamais“, „Do You Know Who I Am“, „Rallumer les étoiles“, „Rayon Vert“, „Que je devienne“
2012 Monkey Me
Nach der Pause von „Bleu noir“ ist Laurent Boutonnat noch ein letztes Mal am Start. Ich schiebe es gleicch vorweg, nach „L’autre“ ist das mein Lieblingsalbum mit ihm als Komponist. Die Pause hat hörbar gut getan. Ich mag den Bandsound der auf dem Album dominiert sehr und es lässt sich sehr gut durchhören. Wenn es für mich auch nicht ganz die Klasse des Vorgängers so gehört „Monkey Me“ für mich als Album zu ihren stärksten Werken. Mit dem Nachfolger von „Chloé“ schafft man es sogar den Kreis zum Debüt zu schließen.
Favoriten: „Elle a dit“, „À l’ombre“, „Monkey Me“, „Jai essayé de vivre“, „Ici Bas“, „Nuit d’hiver“, „Je te dis tout“.
2010 Bleu noir
Die Frische welche von anderen Komponisten reingebracht wird, der Flow des Albums (inklusive der Länge), die Songs ansich. Die Stile der Schreiber ergänzen sich super und formen ein wirklich klasse Album. Und das Beste: (Für mich) beginnt hier, „L’autre“ ausgenommen, meine Lieblingsphase von ihr.
Favoriten: „Ou mais … non“, „Moi je veux“, „Bleu noir“, „N’aie plus d’amerrtume“, „M’effeondre“, „Light Me Up“, „“Inseparables“
2015 Interstellaires
Mit „L’autre“ und „Bleu noir“ ihr drittes Album welches für mich pefekt ist. Durch den Titel und das Cover zieht sich das Thema „Weltall“ irgendwie durch das Album durch und die Songs wirken auf mich sehr beruhigend. Zusätzlich zu einigen Highlights gibt es als Sahnehäubchen noch zwei starke Coverversionen die sich perfekt in die Dramaturgie einfügen.
Favoriten: „Interstellaires“, „Stolen Car“, „C’est pas moi“, „Love Song“, „Pas d’access“, „I Want You To Want Me“, „City Of Love“, „Un hour ou l’autre“
1991 L’autre
Pure Perfektion! Mehr ist eigentlich nicht zu sagen. Ja, es baut auf den zwei Alben davor auf aber ich finde „L’autre“ ist eigentlich eine Kategorie für sich da es im Sound irgendwie „positiver“ klingt. (Ohne den Tiefgang vermissen zu lassen)
Hier ist jeder Song am richtigen Platz und auch die sperrigeren Titel gleichen die Singles perfekt aus.
Favoriten: „Désenchantée“, „L’autre“, „Je t’aime melancolie“, „Regrets“, „Il n’y a pas d’ailleurs“, „Nous souviendros nous“
"Mancher betrachtet die Kunst am liebsten mit verschlossenen Augen, damit die Phantasie nicht gestört werde".
Friedrich von Schlegel