Daß "Bleu Noir" vermutlich das umstrittendste ihrer Alben ist, könnte/dürfte wohl auch daran liegen, daß es ihr einziges Album ist, das nicht versucht, "nach Boutonnat" zu klingen...
Seine eigenen Lieder klingen naturgemäß immer nach ihm (die älteren besser, die neueren schwächer), aber auch der größte Teil der letzten beiden Alben ist stilistisch erstaunlich nahe an ihrer typischen "Formel". Und auch die neue Woodkid Single... jetzt bitte nicht falsch verstehen, ich vergleiche weder die Qualität noch den Sound noch die Produktion, aber nehmt einfach mal diese merkwürdig navigierende Melodie und vergleicht sie z.B. mit "Du Temps" oder "A L'Ombre". Mylène/Boutonnat hatten eine "Art Melodieführung", die man sofort wiedererkennt, und ihre Lohn-Komponisten seit 2015 haben gute Händchen bewiesen, diesen "Klang" sehr authentisch zu treffen.
Auf "Bleu Noir" hatten hingegen alle geschrieben, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, und weder Moby noch Archive und nicht einmal RedOne haben sich bemüht, explizit Boutonnat-ig zu klingen (bis vielleicht "Lonely Lisa"). Und ich denke, deshalb gehen die Meinungen so weit auseinander - für die einen klingt das Album zu wenig nach ihr, für die anderen klingt es endlich auch mal hörbar anders.
Boutonnat in guter Form hätte in einem Paralleluniversum locker Lieder wie "Interstellaires" oder "Rolling Stone" schreiben können, aber Lieder wie "Leila" oder "M'effondre" wären krass atypisch für seinen Stil.
PS: Zählt mich gerne auch zu #teambluenoir