Buchmesse anyone?

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Erzengel
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Ungelesener Beitrag von Erzengel »

Sehr schade. Ich war früher auch ganz regelmäßig dort, zuletzt 2021. Damals hatte ich noch die Hoffnung, dass es nach der Pandemie vielleicht wieder etwas größer wird. Aber daran glaube ich natürlich nicht mehr, wenn ich Deinen Bericht lese.
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MartinC
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Ungelesener Beitrag von MartinC »

Und da ich die Messe ja nun doch etwas gedisst habe (aber was wahr ist, ist halt leider wahr), möchte ich jetzt auch noch mal was Positives schreiben.

Was immer am meisten Spaß gemacht hat, die internationalen Hallen abzulaufen und einfach die bunten Cover anzuschauen – und ausländische Bücher entdecken, die man hierzulande eben nicht so einfach im Regal rumstehen findet. Und solange man nicht weiß, daß es sie gibt, sucht man auch im Netz nicht wirklich danach...

Über Jane Birkin erscheint im November ein sehr schönes Fotobuch, edel mit Schleifchen zum Zubinden...

Bild

Ich wollte das nicht aufschnüren, da ich Angst hatte, es danach nicht mehr so schön zubinden zu können... :rofl: ...aber die Vorschaubilder im Netz zeigen eine wunderschöne Foto-Auswahl.

Jane Birkin - Icône de style (Amazon.de)
Jane Birkin - Icône de style (Fnac)

Und das hier hätte ich vielleicht sogar komplett übersehen, wenn der Verlag nicht ein gigantisches Großfoto an der Wand gehabt hätte (das ich nicht fotografieren wollte, weil Leute davor saßen):

Bild

Das Besondere daran sind die Foto-Auswahl und die Fotografin Lynn Goldsmith. Von Patti Smith kennen wir jetzt heute alle Fotos von Robert Mapplethorpe, die in unzähligen Fotobüchern immer wieder als Hauptthema oder zur Illustration veröffentlicht und unendlich oft nachgedruckt wurden. Dieses Buch enthält aber hauptsächlich frühe "Glamour/Fashion"-Fotos, die Lynn Goldsmith von Patti Smith machte, und auf denen sie aus heutiger Sicht sehr ungewöhnlich und ungewohnt aussieht und wirkt - die aber nun auch ein Teil ihres Lebens und ihrer Selbst/Außendarstellung waren. Wunderschön und definitiv auf meiner Haben-Will-Liste.

Das Buch gab es offenbar schon einmal in einer abartig seltenen und teuren Ausgabe für $1000 (!), und nun erscheint es dieser Tage exzellent gedruckt als Volksausgabe...

Patti Smith: Before Easter After (Amazon.de)

Und schließlich stieß man auch immer wieder auf schöne kleine Schrulligkeiten, wie dieser (fast schon) Hilferuf einer verwaisten kleinen Butze eines klitzekleinen angloamerikanischen Indie-Verlags...

Bild

;) :kicher:
E
Excalibur
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Ungelesener Beitrag von Excalibur »

Ich war das letzte Mal 2009 auf der Buchmesse. Als jemand, der in Lohn und Brot steht, kamen natürlich nur Samstag und Sonntag in Frage (zu blöd, dass zu diesem Zeitpunkt alle interessanten Leute üblicherweise längst wieder weg waren...). Den Sonntag konnte man sich schon damals schenken, da die internationalen Verlage bereits mittags mit dem Zusammenpacken begannen. Offiziell kaufen konnte man nur am Sonntag. Dank Finanzkrise damals war das jedoch eigentlich nur noch Makulatur - man konnte auch am Samstag kaufen, was ich dann auch entsprechend rege getan habe. Von daher führte mich mein Weg quasi immer direkt in die Halle der internationalen Verlage und Antiquariate (die große mit den Eingangskontrollen - Stichwort US-Verlage). Damals war die Hallennummer glaube ich 8 und seit dem ist auf dem Messegelände ziemlich viel um- und neu gebaut worden. Mittlerweile gibt es mit dem Gebrauchtbuchmarkt von Amazon (de, uk, fr, com, etc.) eine mehr als würdige und gut sortierte Alternative. Ich brauche die Buchmesse also eigentlich nicht mehr. Zu Infozwecken reichen eigentlich auch Quellen wie die diversen Berichte über die Buchmesse (Internet, Fernsehen (z.B. 3Sat)). Spätestens seit dem Ende der CeBit, zu der ich in den 1990ern annähernd jährlich gepilgert bin (mit die beste Quelle für Treiberdisketten und -CDs in einer Zeit vor Treiber-Downloads), frage ich mich sowieso, ob die großen Publikumsmessen nicht eigentlich schon tot sind oder dabei sind, zu sterben (im Zeitalter des Internets braucht man sie eigentlich nicht mehr). Trotzdem ist es natürlich schön, Bücher auch einmal selbst in die Hand zu nehmen und zu stöbern ;-). Dies jedoch nicht unbedingt an den beiden Publikumstagen.
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MartinC
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Ungelesener Beitrag von MartinC »

Hey... noch jemand, der sich an die Halle 8 erinnert... war eine Weltreise dorthin zu laufen, oder sich in den überfüllten Shuttlebus auf dem Gelände zu quetschen... ;)

Was die Existenzberechtigung solcher Messen angeht, es kommt natürlich immer darauf an, was genau man dort sucht. Um antiquarisch einzukaufen sind die Alternativen mannigfaltig, das war und ist damals wie heute. Aber andere Aspekte sind und bleiben halt auch recht alternativlos. Das Internet ist der perfekte Ort, um etwas zu kaufen, von dem man bereits weiß und das man *sucht*. Aber es ist ein ziemlich ungünstiger Ort für Dinge, von deren Existenz man keine Ahnung hatte, bis zu der Sekunde, wo man sie plötzlich sieht. Wie suche ich in Google nach einem Buch oder einer Platte, von denen ich nie was gehört oder gesehen habe... Ist man nur Fan eines Künstlers, dann gibt es Foren wie dieses hier und dort erfährt man dann von neu aufgetauchten Sachen. Hat man aber ein eher breit aufgestelltes Interesse, dann... tja dann muß man in viele Plattenläden gehen, überall in der Welt, und auf Börsen, und auf Messen. Und dort durchlaufen, und dann sieht man plötzlich etwas.

Vor ein paar Jahren bin ich über die Messe gelaufen und sehe plötzlich aus dem Augenwinkel ein großes Plakat mit einem großen Foto von Nico. Das reißt einen herum und man schaut genauer hin, und unter dem Foto stand das berühmte Zitat "Sie läuft ja wie ein Rasiermesser durch die Welt, man schneidet sich an ihr" von Harald inHülsen. Den ich über alle Maßen schätze und der einen gewissen Einfluß auf meine eigene Geschichte hatte. Das Ende vom Lied war ein langes Gespräch mit dem Verlagsgründer vor Ort, Reviews vom Nico Buch (und später eins über ein ebenso interessantes Buch über Kevin Coyne) und vor allem die Info, daß der Verlag nun seit einigen Jahren ein Buch über Harald inHülsen (ein verstorbener Journalist, der in den 70ern Artikel über AvantGarde Künstler in Mainstream-Magazinen veröffentlichte) selbst in Planung hat, auf das ich mich freue wie ein Schnitzel.

Hätte ich vom Nico-Buch anderweitig erfahren? Na ja, vielleicht schon, so eine 70:30 Chance, so viele Bücher gibt es ja auch nicht über sie. Hätte ich anderweitig von den ganzen sonstigen Projekten des Verlags erfahren? Mit Sicherheit nicht, und *dafür* ist sowas wie die Buchmesse dann halt notwendig, wichtig und unverzichtbar. Jedenfalls solange sie noch besucht wird, von beiden Seiten des Tresens.

***

Apropos... diese Woche veröffentlichte die Buchmesse ihre neuen Rekordzahlen, so viele Besucher und Aussteller wie dieses Jahr gab es noch NIE! Wait... what!!??

Das melden sie jedes Jahr und wie heißt es so schön? Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit... :twisted:

Es ist offensichtlich, wie die Ausstellerzahlen schöngerechnet werden, es gibt jetzt seit ein paar Jahren die "Workspaces", das sind großflächige Bereiche mit kleinen Einzeltischen für 2 Personen. Verlage schicken einen einzigen Vertreter, mit dem kann man vorher einen Termin ausmachen und setzt sich dann eine halbe Stunde dort hin um zu verhandeln. Die meiste Zeit sind 99% der Tische leer, aber jeder Tisch ist einem Verlag zugeordnet und steht auch im Ausstellerkatalog. Das ist schön und gut, aber konterkariert natürlich, was ich eben erzählt habe - um gezielt mit einem Verlagsvertreter zu verhandeln, kann ich ihn auch so kontaktieren, das ganze Jahr lang, per Telefon, Zoom, und für echte Verhandlungen kann man auch einen eigenen Ortstermin aushandeln, da braucht man die Messe nicht. Aber diese unzähligen leeren Tische gehen natürlich 1:1 wie jeder echte Stand in den Katalog ein.

Und der zweite Effekt sind die "Gemeinschaftsstände", jedes Land hat einen großen Präsentationsstand, und dort sind *hunderte* Verlage "vertreten". Da steht z.B. Gründ (der französische Verlag, der die Mylène Bildbände rausbringt), aber wenn man dann zu der Verlagsadresse im Katalog hinläuft, landet man auf dem großen Frankreich-Stand und dort liegen dann irgendwo versteckt zwischen hunderten anderen Büchern 2-3 Kochbücher in einem Regal. Und ein Verlagsvertreter ist in der Regel überhaupt nicht mehr vor Ort. Das gab es so vor 10 Jahren noch nicht, da war jeder Eintrag im Katalog noch ein echter eigener Messestand, und so treibt man natürlich die Ausstellerzahlen Jahr für Jahr auf neue Rekordhöhen.

Schleierhaft ist mir hingegen, wie sie auch die Zuschauerzahlen in immer neue Höhen schönrechnen. Daß die Messe vor 10 Jahren noch mehr als die doppelte Fläche hatte und die Besucher preß standen, während sie sich heute auf der halben Fläche einzeln verlaufen, aber *mehr* sein sollen... Wunder über Wunder. Vielleicht ist die Messe ja inzwischen im Innern von Harry Potters Campingzelt und/oder der Tardis. :irre:

Am Sonntag kamen natürlich die Cosplay-Leute, die ansonsten mit der Buchmesse nichts zu tun haben, vielleicht war auch dafür die 1.2 "New Adult" Halle so überdimensioniert. Dann haben sie den Freitag zum weiteren Publikumstag erkoren und damit natürlich für die normalen Besucher das Angebot um 50% erweitert.

Und was vielleicht auch noch eine Rolle spielt – es gibt jetzt neuerdings inflationär viele Veranstaltungen außerhalb des Messegeländes, Konzerte und Lesungen an irgendwelchen anderen Theatern und Sälen überall in Frankfurt, auch am Abend und vor/nach der Messezeit. Ich vermute, deren Besucher werden einfach mitgezählt. Und so schreitet man folglich von Erfolgsgeschichte zu Erfolgsgeschichte, und wenn nun Jahr für Jahr immer mehr Menschen zu immer weniger kommen, dann kommen am Ende dann irgendwann *alle* Menschen zu *garnichts*... :pfeif:
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