Das "Wabern" hat dann aber eher was mit der Kompression zu tun und nicht mit der Auflösung.
Um es vielleicht nochmal klarer zu umreißen - wir reden hier insgeheim über zwei paar Stiefel. Das Analog-Rohmaterial neu scannen - klar, das kann etwas bringen, vor allem, wenn man es danach mit erheblich weniger Kompression wiedergibt, damit die höhere Auflösung nicht umgehend wieder kaputtgerechnet wird. Das ist aber bei AQL ja nicht gemacht worden, und ob das konkret für
diesen Film viel bringt, müßte man das Ergebnis abwarten.
Worüber ich sprach, ist aber das Upscaling des SD-Films, so wie er ist. Vor allem bei den dunklen Stellen sieht man auf der DVD das Korn so grob, als wären es Klumpen. Daß das wabert, ist auch klar, weil bei 25 Bildern pro Sekunde jedes einzelne Bild andere Körner/Klumpen hat. Die SD-Auflösung ist zwar relativ niedrig, hat aber trotzdem voll in jeden Klumpen reingescannt. Bei der BR wurde das dann im Studio auf eine höhere Auflösung umgerechnet, bei der DVD macht das der Player zuhause "on the fly".
Und hier kommt jetzt der Punkt, der zwar grandios off-topic ist, aber bis auf z.B. Fotografen wie moi oder Cineasten wie Thomas wissen das die meisten Leute gar nicht - aber interessant ist es, und daher (wen sowas interessiert)... Technobabble:
Upscaling von Bildern ist eigentlich ein Paradoxon. Damit die Vergrößerung nicht verwaschen aussieht, muß man das Bild schärfen. Enthält das Original aber Artefakte, werden die durch das Schärfen verschlimmert. Also muß man sie vor der Vergrößerung herausfiltern. Das Filtern von Artefakten ist aber immer eine selektive Weichzeichnung. Zu deutsch: Man muß das Bild erst unscharf machen, dann vergrößern, und dann wieder schärfen!
Das ist nicht trivial, und noch schlimmer wird es unter Zeitdruck. Ein Player hat pro Bild exakt 1/25 Sekunde Zeit dafür, und das war noch bis unlängst einfach zu kurz. Ihr erinnert Euch bestimmt noch daran, daß SD-Sender auf HD-TVs übelste Bildartefakte hatten, vor allem um die Senderlogos herum. Bei Fußballspielen sah das Logo aus, als würden Mücken darum kreisen. Das lag einfach daran, daß auch teure Prozessoren und der Stand der Softwaretechnik nicht in der Lage war, 25 SD-Bilder pro Sekunde in Echtzeit sauber zu vergrößern - und deshalb mußte die Hardware schlampen, und das konnte man deutlich sehen.
Die Lösung war, SD-Filme im Studio auf HD hochzurechnen, denn dort hatte man Zeit. Einen kompletten Spielfilm hat man dann halt eine Nacht lang (oder kürzer auf zusammengeschalteten CPU-Farmen) in bestmöglicher Qualität hochgerechnet und dieses optimierte Ergebnis auf BluRay geklatscht. Dann bekamen die TVs ein "vorgekautes" Material und konnten es in Super-Qualität wiedergeben. Das war gestern.
Jetzt ist aber heute, und sowohl die Qualität der Software, als auch die Geschwindigkeit der CPUs, als auch deren Bezahlbarkeit hat sich Jahr für Jahr verbessert. Die AQL BluRay kam 2008 heraus, das ist vor 13 Jahren. Damals hat die (auf einem HD TV) die DVD naß gemacht ohne Ende. Und heute, 13 Jahre später, sieht sie
exakt genauso gut aus... eben!
In den 13 Jahren wurden aber - wie beschrieben - die Player/TVs am anderen Ende immer besser, und die jahrelangen Artefakte bei SD-Sendern gibt es kaum noch. Jahr für Jahr wurde das Upscaling von SD-Quellen besser, und irgendwann war/ist der Punkt erreicht, wo ein heutiger BluRay Player das SD-Original genausogut "on the fly" vergrößern kann, wie die Studio-Techniker den AQL Film im Jahre 2008! Und wenn wir jetzt noch etwas warten, kommt sicherlich sogar der Punkt, wo die nächsten Player das sogar
besser können, als es 2008 möglich war.
Insofern gibt es jetzt zwei Möglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre es natürlich, den SD-Film einfach heute nochmal
neu im Studio hochzurechnen. Dann wäre er
heute wieder besser als die DVD. Für ein paar Jahre.
Aber ehrlich gesagt, fände ich es (von der Mathematik, der Informatik und der Logik) klüger, den SD-Film so zu lassen wie er ist, und die Kapazität der BluRay lieber für die
Kompression zu nutzen. Wenn man den Film in SD auf eine BluRay packt, und die vollen 50GB ausnutzt, um ihn so wenig wie möglich zu komprimieren, dann gibt es so gut wie gar keine künstlichen Artefakte mehr. Und dann kann man es den Playern überlassen, ihn Jahr für Jahr immer besser wiederzugeben.
Das Problem dabei ist aber natürlich das Marketing... man kann keinem normalen Mensch eine BluRay verkaufen, die SD Auflösung hätte... so wenig wie man jemanden ein Handy mit weniger als 100 Megapixeln mehr verkaufen kann (just kiddin')
Wer Filme in Kinogröße an die Wand projezieren will, da spielen dann nochmal ganz andere Sachen mit rein, aber was normale TV-Größen angeht, wiederhole ich meinen Rat: Wer von Euch viele alte DVDs hat, gerne auch von alten (analogen) Quellen, und heute einen großen HD Fernseher: Holt Euch mal einen nagelneuen Mittelklasse BluRay-Player, und schaut Euch die ollen alten DVDs damit versuchsweise an. Das ist ein Quantensprung, einfach weil die aktuelle Technik das heute 25 x pro Sekunde in erstaunlicher Qualität kann, und vor 5-10 Jahren konnte man das noch nicht.
Und noch ein Tip: habt ihr einen alten Player, aber ein neues TV - versucht mal, das Upscaling im
Player abzuschalten. Es ist nämlich gut denkbar, daß der (neue) TV die kleinere Auflösung besser aufbläst, als wenn er die vorgefertigte ältere Konvertierung vom Player wiedergibt.
Thomas: Darf ich fragen, wie alt Dein Beamer und Dein Player ist? Der Beamer wird ja auch ein eigenes weiteres Upscaling machen, und da ist es absolut möglich, daß der mit einer guten HD-Quelle besser zurechtkommt, als mit SD. Spannend wäre es, einen möglichst guten BluRay-Player zu haben, der ein selbst hochgerechnetes HD- oder 4K-Bild in den Beamer füttert.
Ich bin ja jetzt auch nicht blind wie ein Maulwurf. Wenn ich die La Défense DVD mit der BR vergleiche, dann sehe ich einen heftigen Qualitätsunterschied. Was absolut logisch ist, denn die HD ist pixelscharf, und da kommt das SD Signal im direkten Vergleich nicht mit, egal wie gut man sie hochrechnet.
Bei der AQL habe ich aber nur einen sichtbaren Unterschied zu meinem alten DVD-Player (verwaschen, flimmern), aber mit dem nagelneuen BR-4K Player habe ich von der DVD (wenn die Open-Credits mal durch sind) subjektiv die gleiche Qualität - jedenfalls solange ich nur gucke und nicht evtl. messe, etc. pp.
Ergänzung
Das betrifft uns ja alle, die wir auch Videos gucken... wenige Leute denken im Alltag daran, wie komplex die Kette der Upscalings sind, man legt nur eine Disc ein und betrachtet die Qualität.
Heutigentags ist ja fast jeder Fernseher 4K-tauglich, und das heißt, seine Auflösung auf dem Screen ist höher als die schönste BluRay in HD. Aber jeder Fernseher muß auch mit SD und HD gefüttert werden können, muß also selber upscalen können.
Bei der Betrachtung einer SD-Quelle (DVD) auf einem aktuellen Fernseher gibt es somit mannigfaltige Variantionen:
1) Das Studio hat die SD in eine HD verwandelt und auf eine BR gepreßt. Der BR-Player läßt diese entweder vom TV auf 4K hochrechnen, oder macht es selber.
2) Der DVD/BR-Player sendet die SD ans TV und läßt sie dort auf 4K hochrechnen.
3) Der DVD/BR-Player rechnet die SD selber auf HD hoch und läßt dann das HD vom TV nochmal auf 4K hochrechnen.
4) Der DVD/BR-Player rechnet die SD selber auf 4K hoch und läßt das vom TV zeigen.
Wenn dann noch der Stand der Technik von a) dem TV, b) dem Player und ggf. c) dem Upscaling im Studio zu unterschiedlichen Zeiten in jeweils unterschiedlicher Qualität erfolgt, sind die meisten Vergleiche "bei mir sieht es so aus, bei mir aber anders" ohne genau Analyse dieser Kette wenig aussagekräftig.