Buchmesse anyone?

Antwort erstellen


Diese Frage dient dazu, das automatisierte Versenden von Formularen durch Spam-Bots zu verhindern.
Smileys
:) ;) :D :kicher: :lol: :rofl: :auslach: :innocent: :P :wub: :love1: :freuhuepf: :pfeif: :sabber: :naughty: :smoke: :kniefall: :music: :irre: :???: :egal: :bored: :coffee: :nailfile: :was: :eek: :angst: :mad: :( :motz: :cry: :kotz: :group: :hug: :twisted: :gaga: :keule: :gruebel: :help: :ideehab: :moral: :dunno: :vomstuhlfall: :pc: :eingenwilligerpc: :pcbreak: :cool: :oops: :roll: :shock: :geek: :| :idea: :!: :?: :arrow:
Mehr Smileys anzeigen

BBCode ist eingeschaltet
[img] ist eingeschaltet
[url] ist eingeschaltet
Smileys sind eingeschaltet

Die letzten Beiträge des Themas
   

Ansicht erweitern Die letzten Beiträge des Themas: Buchmesse anyone?

Buchmesse anyone?

von MartinC » 22. Okt 2024, 09:04

Hey... noch jemand, der sich an die Halle 8 erinnert... war eine Weltreise dorthin zu laufen, oder sich in den überfüllten Shuttlebus auf dem Gelände zu quetschen... ;)

Was die Existenzberechtigung solcher Messen angeht, es kommt natürlich immer darauf an, was genau man dort sucht. Um antiquarisch einzukaufen sind die Alternativen mannigfaltig, das war und ist damals wie heute. Aber andere Aspekte sind und bleiben halt auch recht alternativlos. Das Internet ist der perfekte Ort, um etwas zu kaufen, von dem man bereits weiß und das man *sucht*. Aber es ist ein ziemlich ungünstiger Ort für Dinge, von deren Existenz man keine Ahnung hatte, bis zu der Sekunde, wo man sie plötzlich sieht. Wie suche ich in Google nach einem Buch oder einer Platte, von denen ich nie was gehört oder gesehen habe... Ist man nur Fan eines Künstlers, dann gibt es Foren wie dieses hier und dort erfährt man dann von neu aufgetauchten Sachen. Hat man aber ein eher breit aufgestelltes Interesse, dann... tja dann muß man in viele Plattenläden gehen, überall in der Welt, und auf Börsen, und auf Messen. Und dort durchlaufen, und dann sieht man plötzlich etwas.

Vor ein paar Jahren bin ich über die Messe gelaufen und sehe plötzlich aus dem Augenwinkel ein großes Plakat mit einem großen Foto von Nico. Das reißt einen herum und man schaut genauer hin, und unter dem Foto stand das berühmte Zitat "Sie läuft ja wie ein Rasiermesser durch die Welt, man schneidet sich an ihr" von Harald inHülsen. Den ich über alle Maßen schätze und der einen gewissen Einfluß auf meine eigene Geschichte hatte. Das Ende vom Lied war ein langes Gespräch mit dem Verlagsgründer vor Ort, Reviews vom Nico Buch (und später eins über ein ebenso interessantes Buch über Kevin Coyne) und vor allem die Info, daß der Verlag nun seit einigen Jahren ein Buch über Harald inHülsen (ein verstorbener Journalist, der in den 70ern Artikel über AvantGarde Künstler in Mainstream-Magazinen veröffentlichte) selbst in Planung hat, auf das ich mich freue wie ein Schnitzel.

Hätte ich vom Nico-Buch anderweitig erfahren? Na ja, vielleicht schon, so eine 70:30 Chance, so viele Bücher gibt es ja auch nicht über sie. Hätte ich anderweitig von den ganzen sonstigen Projekten des Verlags erfahren? Mit Sicherheit nicht, und *dafür* ist sowas wie die Buchmesse dann halt notwendig, wichtig und unverzichtbar. Jedenfalls solange sie noch besucht wird, von beiden Seiten des Tresens.

***

Apropos... diese Woche veröffentlichte die Buchmesse ihre neuen Rekordzahlen, so viele Besucher und Aussteller wie dieses Jahr gab es noch NIE! Wait... what!!??

Das melden sie jedes Jahr und wie heißt es so schön? Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit... :twisted:

Es ist offensichtlich, wie die Ausstellerzahlen schöngerechnet werden, es gibt jetzt seit ein paar Jahren die "Workspaces", das sind großflächige Bereiche mit kleinen Einzeltischen für 2 Personen. Verlage schicken einen einzigen Vertreter, mit dem kann man vorher einen Termin ausmachen und setzt sich dann eine halbe Stunde dort hin um zu verhandeln. Die meiste Zeit sind 99% der Tische leer, aber jeder Tisch ist einem Verlag zugeordnet und steht auch im Ausstellerkatalog. Das ist schön und gut, aber konterkariert natürlich, was ich eben erzählt habe - um gezielt mit einem Verlagsvertreter zu verhandeln, kann ich ihn auch so kontaktieren, das ganze Jahr lang, per Telefon, Zoom, und für echte Verhandlungen kann man auch einen eigenen Ortstermin aushandeln, da braucht man die Messe nicht. Aber diese unzähligen leeren Tische gehen natürlich 1:1 wie jeder echte Stand in den Katalog ein.

Und der zweite Effekt sind die "Gemeinschaftsstände", jedes Land hat einen großen Präsentationsstand, und dort sind *hunderte* Verlage "vertreten". Da steht z.B. Gründ (der französische Verlag, der die Mylène Bildbände rausbringt), aber wenn man dann zu der Verlagsadresse im Katalog hinläuft, landet man auf dem großen Frankreich-Stand und dort liegen dann irgendwo versteckt zwischen hunderten anderen Büchern 2-3 Kochbücher in einem Regal. Und ein Verlagsvertreter ist in der Regel überhaupt nicht mehr vor Ort. Das gab es so vor 10 Jahren noch nicht, da war jeder Eintrag im Katalog noch ein echter eigener Messestand, und so treibt man natürlich die Ausstellerzahlen Jahr für Jahr auf neue Rekordhöhen.

Schleierhaft ist mir hingegen, wie sie auch die Zuschauerzahlen in immer neue Höhen schönrechnen. Daß die Messe vor 10 Jahren noch mehr als die doppelte Fläche hatte und die Besucher preß standen, während sie sich heute auf der halben Fläche einzeln verlaufen, aber *mehr* sein sollen... Wunder über Wunder. Vielleicht ist die Messe ja inzwischen im Innern von Harry Potters Campingzelt und/oder der Tardis. :irre:

Am Sonntag kamen natürlich die Cosplay-Leute, die ansonsten mit der Buchmesse nichts zu tun haben, vielleicht war auch dafür die 1.2 "New Adult" Halle so überdimensioniert. Dann haben sie den Freitag zum weiteren Publikumstag erkoren und damit natürlich für die normalen Besucher das Angebot um 50% erweitert.

Und was vielleicht auch noch eine Rolle spielt – es gibt jetzt neuerdings inflationär viele Veranstaltungen außerhalb des Messegeländes, Konzerte und Lesungen an irgendwelchen anderen Theatern und Sälen überall in Frankfurt, auch am Abend und vor/nach der Messezeit. Ich vermute, deren Besucher werden einfach mitgezählt. Und so schreitet man folglich von Erfolgsgeschichte zu Erfolgsgeschichte, und wenn nun Jahr für Jahr immer mehr Menschen zu immer weniger kommen, dann kommen am Ende dann irgendwann *alle* Menschen zu *garnichts*... :pfeif:

Buchmesse anyone?

von Excalibur » 21. Okt 2024, 23:15

Ich war das letzte Mal 2009 auf der Buchmesse. Als jemand, der in Lohn und Brot steht, kamen natürlich nur Samstag und Sonntag in Frage (zu blöd, dass zu diesem Zeitpunkt alle interessanten Leute üblicherweise längst wieder weg waren...). Den Sonntag konnte man sich schon damals schenken, da die internationalen Verlage bereits mittags mit dem Zusammenpacken begannen. Offiziell kaufen konnte man nur am Sonntag. Dank Finanzkrise damals war das jedoch eigentlich nur noch Makulatur - man konnte auch am Samstag kaufen, was ich dann auch entsprechend rege getan habe. Von daher führte mich mein Weg quasi immer direkt in die Halle der internationalen Verlage und Antiquariate (die große mit den Eingangskontrollen - Stichwort US-Verlage). Damals war die Hallennummer glaube ich 8 und seit dem ist auf dem Messegelände ziemlich viel um- und neu gebaut worden. Mittlerweile gibt es mit dem Gebrauchtbuchmarkt von Amazon (de, uk, fr, com, etc.) eine mehr als würdige und gut sortierte Alternative. Ich brauche die Buchmesse also eigentlich nicht mehr. Zu Infozwecken reichen eigentlich auch Quellen wie die diversen Berichte über die Buchmesse (Internet, Fernsehen (z.B. 3Sat)). Spätestens seit dem Ende der CeBit, zu der ich in den 1990ern annähernd jährlich gepilgert bin (mit die beste Quelle für Treiberdisketten und -CDs in einer Zeit vor Treiber-Downloads), frage ich mich sowieso, ob die großen Publikumsmessen nicht eigentlich schon tot sind oder dabei sind, zu sterben (im Zeitalter des Internets braucht man sie eigentlich nicht mehr). Trotzdem ist es natürlich schön, Bücher auch einmal selbst in die Hand zu nehmen und zu stöbern ;-). Dies jedoch nicht unbedingt an den beiden Publikumstagen.

Buchmesse anyone?

von MartinC » 18. Okt 2024, 19:34

Und da ich die Messe ja nun doch etwas gedisst habe (aber was wahr ist, ist halt leider wahr), möchte ich jetzt auch noch mal was Positives schreiben.

Was immer am meisten Spaß gemacht hat, die internationalen Hallen abzulaufen und einfach die bunten Cover anzuschauen – und ausländische Bücher entdecken, die man hierzulande eben nicht so einfach im Regal rumstehen findet. Und solange man nicht weiß, daß es sie gibt, sucht man auch im Netz nicht wirklich danach...

Über Jane Birkin erscheint im November ein sehr schönes Fotobuch, edel mit Schleifchen zum Zubinden...

Bild

Ich wollte das nicht aufschnüren, da ich Angst hatte, es danach nicht mehr so schön zubinden zu können... :rofl: ...aber die Vorschaubilder im Netz zeigen eine wunderschöne Foto-Auswahl.

Jane Birkin - Icône de style (Amazon.de)
Jane Birkin - Icône de style (Fnac)

Und das hier hätte ich vielleicht sogar komplett übersehen, wenn der Verlag nicht ein gigantisches Großfoto an der Wand gehabt hätte (das ich nicht fotografieren wollte, weil Leute davor saßen):

Bild

Das Besondere daran sind die Foto-Auswahl und die Fotografin Lynn Goldsmith. Von Patti Smith kennen wir jetzt heute alle Fotos von Robert Mapplethorpe, die in unzähligen Fotobüchern immer wieder als Hauptthema oder zur Illustration veröffentlicht und unendlich oft nachgedruckt wurden. Dieses Buch enthält aber hauptsächlich frühe "Glamour/Fashion"-Fotos, die Lynn Goldsmith von Patti Smith machte, und auf denen sie aus heutiger Sicht sehr ungewöhnlich und ungewohnt aussieht und wirkt - die aber nun auch ein Teil ihres Lebens und ihrer Selbst/Außendarstellung waren. Wunderschön und definitiv auf meiner Haben-Will-Liste.

Das Buch gab es offenbar schon einmal in einer abartig seltenen und teuren Ausgabe für $1000 (!), und nun erscheint es dieser Tage exzellent gedruckt als Volksausgabe...

Patti Smith: Before Easter After (Amazon.de)

Und schließlich stieß man auch immer wieder auf schöne kleine Schrulligkeiten, wie dieser (fast schon) Hilferuf einer verwaisten kleinen Butze eines klitzekleinen angloamerikanischen Indie-Verlags...

Bild

;) :kicher:

Buchmesse anyone?

von Erzengel » 18. Okt 2024, 14:46

Sehr schade. Ich war früher auch ganz regelmäßig dort, zuletzt 2021. Damals hatte ich noch die Hoffnung, dass es nach der Pandemie vielleicht wieder etwas größer wird. Aber daran glaube ich natürlich nicht mehr, wenn ich Deinen Bericht lese.

Buchmesse anyone?

von MartinC » 18. Okt 2024, 13:21

...und jährlich grüßte das Murmeltier, dann waren wir halt gestern auch wieder da.

Und die Messe schrumpft... und schrumpft... und schrumpft sich weiter in die absehbare Bedeutungslosigkeit. Es ist wirklich traurig und das soll jetzt kein "früher war alles besser" Gejammer sein. Die Frankfurter Buchmesse war mal voller kleiner Verlage, die man dort an einem Ort und an einer Stelle treffen konnte, um mit ihnen fachlich zu plaudern. Und man ging vor allem durch die internationalen Hallen um Bücher zu sehen, auf die man anders nie gestoßen wäre. In unserem Fall natürlich meist Fotobände über Musik. Noch bis vor 5-6 Jahren traf ich jedes Jahr allein 5-6 Musikbuchverlage aus UK, wir hatten uns lange schon angefreundet und kannten uns so persönlich. Von den allen sind heute noch exakt... gar keine mehr da. :(

Woran lag und liegt es? Schwarzer Peter auf beiden Seiten, immer weniger Besucher, immer teurer. Aber – daß den Verlagen die Preise Jahr für Jahr immer heftiger erhöht wurden, begann schon Jahre bevor es mit den Zuschauern dünner wurde, und somit sind Henne vs. Ei ziemlich genau erklärbar. Kleinen Verlagen wurde es zu teuer, die Messe wurde dadurch immer uninteressanter für das Fachpublikum, dann wurden die Preise weiter erhöht, dann hatten die kleinen Verlage erst recht keine Veranlassung mehr, für immer weniger Besucher immer mehr zu bezahlen.

Übrig blieben die Großverlage, die dann in den neuen gigantischen Großhallen gekocht, und gecomedy-t, und gepromi-t haben, und irgendwann hatten die dann auch keinen Bock mehr, spätestens nach den Lockdowns.

Früher (Trademark...) ging ich jedes Jahr zweimal hin, einmal an einem Fachtag für die deutschen Hallen (die da leerer waren als am Wochenende) und einmal am Samstag in die internationalen Hallen (die da leerer waren als an den Fachtagen). Ich rannte zwei Tage lang mit einer Liste auf einem A4-Blatt durch die Hallen und sah vielleicht die Hälfte der gesamten Messe. Die gigantische Halle 8 mit den angloamerikanischen Verlagen war fast schon ein Tagestrip. Die gibt es nun schon seit Jahren nicht mehr.

Gestern lief ich mit einer Liste in der Größe von einem Stickit-Zettel (mehr vorgemerkte Stände sind nicht mehr da) durch sämtliche Hallen überhaupt und hatte an nur einem Tag die *gesamte* Börse abgelaufen, die noch da ist. Und Samstag gehe ich jetzt nicht nochmal hin... weil es keinen Grund mehr gibt.

Sie haben das Schrumpfen gut cachiert, damit es nicht so auffällt. In der Halle 4.1 (früher die kleinen unabhängigen deutschen Verlage) sind jetzt internationale Verlage. Und die halbe Halle haben sie einfach in der Mitte abgetrennt, hinter der Wand kommt... eine große tote und leere Fläche... die halbe Halle, aber das merkt man so optisch gar nicht so richtig.

Bild

Und davor... verlieren sich die wenigen Fachbesucher.

Bild

Und laßt Euch nicht von falschen Vorstellungen narren, vor 10 Jahren war es auch an den Fachtagen brechend und brummend voll. Vielleicht nicht so voll wie am Samstag, wenn der Lafer live gekocht und der Hirschhausen seine 3 Witze erzählt hat, die er kennt, aber immer noch stets und überall voll.

Eine Etage höher in der 4.2 waren früher die "Rechte & Lizenzen" Stände und Abteilungen, die sind jetzt in der 6.2, die noch letztes Jahr mit normalen Verlags-Ständen bestückt war. Und die alte 4.2 ist heute ein "Lost Place"... Foto durch die Scheibe:

Bild

Dafür gibt es jetzt – Hurrah! – eine *neue* Halle, Yeah, die Buchmesse sagt stolz, sie habe sich vergrößert... es gibt eine eigene neue Halle 1.2 nur für "New Adult" Literatur, also alle weltweit verfügbaren Umpfzig Ausgaben von "Twilight", in Deutschland bekannt als "Biss... zum Abwinken". :twisted: :irre:

Die Halle 1 ist sogar eine riesengroße Halle, die bislang nicht im Spiel war. Und die handvoll "New Adult" Verlage haben sich dann entsprechend großzügig in der Halle verteilt...

Bild

Na da sind wir doch mal beindruckt... größer ist dann halt auch größer. Soviel muß man einräumen, auch als Kritiker. OK, die gigantische Festhalle, die selbst im Lockdown noch Teil der Messe war, ist dieses Jahr dafür auch komplett dicht und leer... aber... größer jetzt! :pfeif:

Buchmesse anyone?

von MartinC » 21. Okt 2022, 11:25

Zurück zuhause, und es war "ganz nett". Ich bin ja eigentlich mit dem Vorsatz hingefahren, alles eher furchtbar zu finden, aber objektiv war es besser als die Pseudo-Messe letztes Jahr.

Die Shuttle-Busse enden weiterhin vor dem hinteren Festhalle-Eingang, weil Halle 3 wieder keinen öffentlichen Eingang hat. Vorher fährt man mit dem Bus in Zeitlupe einmal komplett um die Halle 3 herum, und alle schauen hin, weil sie genau da hinwollen/müssen, bevor sie wieder einen gefühlten Lauf-Kilometer zur Backside of Nowhere kutschiert werden.

Letztes Jahr war der Grund die Hangar-Halle mit den Massen-Paßkontrollen, dieses Jahr... gibt es keine Begründung. Hinter dem Frontportal werden nur die Karten gescannt, fertig. Sogar Security-Kontrollen gab es noch niemals so wenige (ein einziger gelangweilter Blick in die Taschen beim Einlaß, drinnen nirgendwo mehr).

Die Messe wirkt "etwas größer" als letztes Jahr, ist aber immer noch ein Schatten vergangener Tage. Einige wenige deutsche Verlage, die 2021 ausgelassen hatten, sind nun doch zurück. Teilweise aber nur noch mit einem Mini-Stand, immerhin konnte man sie jetzt wieder dort treffen.

Die kleineren internationalen Verlage... sind weg. Und kommen auch nicht wieder. Und aus England ist so gut wie gar keiner mehr da.

Das ist der große Agora-Platz. Da war jetzt minimal mehr los, im Vergleich zum alten Foto weiter oben:

Bild

Mt etwas gutem Willen betrachtet... aber so richtig "los" ist da auch wieder nichts, keine Veranstaltungen, keine Signings. Und die ganzen großen Budenstraßen rund um alle Hallen gibt es auch wieder nicht. Ach so, und die wunderschöne riesengroße Festhalle scheint dieses Jahr auch unbenutzt zu bleiben - damit ist die Gesamtfläche sogar nochmal *kleiner* als letztes Jahr, es wirkt nur (als Messe) wieder größer!

Man will ja nicht über die "guten alten Zeiten" jammern, aber es war halt schon mal ganz etwas anderes. Die giantische Halle 8 mit den angloamerikanischen Verlagen, die riesigen Hallen 5 und 6 mit den nicht-englisch/deutschen Verlagen und die Hallen 4 und 3 mit den deutschen Verlagen.

Heute sind die Hallen 8 und 5 vollständig geschlossen. Die angloamerikanischen Verlage sind alle in die Halle 6 gestopft, zusammen mit allen nicht-englischen Verlagen (also 3 Hallen in eine). Die deutschen Verlage sind alle in die Halle 3 gestopft (anderthalb der zwei Levels, der Rest mit einzelnen Ausländern). Und in Halle 4 hat man auf zwei der drei Levels dann noch "ein Kessel Buntes" mit allem Möglichen reingestopft, das in die anderen Hallen nicht paßte oder wollte. Und "stopfen" heißt hier: lose verteilt, zwischen vielen unbelegten Ständen, die einfach auf beiden Seiten als "Rückseite" verkleidet wurden, um die Löcher zu kaschieren.

Und sieht man sich dann die Halle 6 mal genauer an, wo ja jetzt *alles* der früheren Hallen 8, 6 und 5 drin ist, dann merkt man, daß die drei Levels auch wieder nicht voll sind. Letztes Jahr war es grotesk, weil es von vorne voll aussah, bis man zur Hälfte durch war (siehe Bild vom letzten Jahr).

Dieses Jahr war man "clever" und teilte die Ebenen einfach längs in der Mitte ab... jetzt gehen die Gänge wieder die ganze Halle lang bis zum Ende:

Bild

Da fällt kaum auf, daß es nur drei Gänge sind... und weiter hinten war in der weißen Bretterwand versehentlich eine Tür offen... mal kurz reingelinst und ein Bild gemacht... das ist dann die verborgene restliche Ebene:

Bild

Also, hingehen kann man, es lohnt sich auch mehr als letztes Jahr, aber... irgendwie liegt über dem Ganzen die Melancholie der letzten Tage ihres Seins. :|

Ich werde aber wohl trotzdem am Samstag nochmal kommen, 1-2 Gäste, die ich noch sehen will...

Buchmesse anyone?

von Erzengel » 20. Okt 2022, 19:59

Buchmesse anyone?

von MartinC » 19. Okt 2022, 09:44

Und ein Jahr danach grüßt nochmal das Murmeltier, mal sehen wie lange noch.

Theoretisch ist das 2022 wieder eine "normale" Buchmesse, sieht man davon ab, daß kaum noch Aussteller da sind, die von noch weniger Autoren besucht werden. Die britischen Verlage sind jetzt wohl endgültig weg und kommen nicht wieder, die meisten amerikanischen ebenfalls. Die kleinen deutschen Verlage hat man schon über die letzten 10 Jahre hinweg Schritt für Schritt mit immer höheren Preisen vergrault, und so langsam fragt man sich, warum man da überhaupt noch hinwill.

Anyway, ich gehe mal morgen/Donnerstag hin, und theoretisch wollte ich am Samstag ein zweites Mal kommen. Bei der mageren Liste von Verlagen, die überhaupt noch da sind, und der Tatsache, daß ich letztes Jahr eigentlich nach 3-4 Stunden einmal komplett durch war, werde ich mir das aber noch überlegen.

Falls sich jemand (hier) am Samstag auf die Reise machen wollte, laßt es mich wissen - dann überdenke ich den Wochenend-Plan nochmal, aber aktuell sieht es eher so aus, als ginge ich nur morgen.

Buchmesse anyone?

von MartinC » 22. Okt 2021, 12:01

Und dann berichte ich mal von der real existierenden schönen neuen Welt (™)... :egal:

Letztes Jahr fiel die Buchmesse natürlich komplett aus, bzw. wurde "virtuell" durchgeführt. Dieses Jahr findet sie wieder "fast normal" (sic) statt, und ich denke, das ist nicht uninteressant zu sehen. Falls jemand am Wochenende zu den Besuchertagen hin will - ich möchte die Leute weder ermutigen noch entmutigen, aber man sollte wissen, was einen erwartet.

Statt der üblichen 7500 Verlage sind grade mal 2000 gemeldet, wobei viele davon letztlich gar nicht gekommen sind. Der Zugang ist auf 25.000 Personen pro Tag beschränkt (3G, strikte Kontrollen mit ID/Ausweis), und als wir beschlossen hatten, trotz alledem dieses Jahr wieder hinzugehen, gab es durchaus Gedrängel um die freien Slots. Was wir dann vor Ort vorgefunden haben, war... nennen wir es mal ernüchternd.

Der Einlaß hat den Charme vom Eingang eines Flüchtlingslagers, es gibt einen regelrechten Hangar für die Kontrollen. Im TV wurde gemeldet, es hätte "Schlangen" und "großen Andrang" gegeben... nun, eine knappe Stunde nach Öffnung sah es dann immer so aus:

Bild

Die Gänge aller Hallen sind extrem breit, was zwar die Atmosphäre schmälert aber natürlich angenehm zum Laufen ist. Und Atmosphäre gäbe es auch sonst nicht wirklich, weil schlichtweg so gut wie niemand da ist. Die Halle 3 ist bekanntermaßen die Hölle, und zwischen 11 Uhr und 15 Uhr in der Regel nicht mehr zu betreten, die Leute stehen press und man kommt keinen Millimeter rein oder raus - auch an den Fachbesucher-Tagen. Dieses Jahr sah die Halle um Punkt Mittag immer so aus:

Bild

Was die Hallen selbst betrifft - die Halle 5 gibt es gar nicht mehr, und die gesamte Messe findet nur noch in den Hallen 3.0 und 3.1 für die deutschen Verlage, der Halle 4.0 und einem Teil von 4.1 sowie der Halle 6.0 für alle internationale Verlage statt. Vor 2 Jahren waren noch 3+4 die deutschen und 5+6 die internationalen Stände, und zwar alle Etagen.

Und selbst die belegten Etagen sind trickreich verbaut, die Etage 4.1 sieht von vorne erstmal noch halbwegs belegt aus, aber von hinten plötzlich so:

Bild

Und die Halle 6.0 schaut schließlich erstmal noch etwas besser aus, wenn man ignoriert, daß sie früher mal 3 Etagen hatte, und direkt angeschlossen nochmal alle Etagen der großen Halle 5 daneben:

Bild

Und dann sind auch noch erschreckend viele Stände einfach leer geblieben, selbst auf den nationalen Sammelständen, wo kleinere Verlage dann jeweils ein Regal haben. Das Beispiel aus Italien ist dafür recht typisch:

Bild

Der Frankreich-Stand ist dabei sogar noch richtig gut gefüllt, leider ist aber der Verlag "J'ai Lu" nicht dabei, die ja grade die 10 Paperbacks mit den Cover-Illustrationen von Madame herausbringen. Wäre hübsch gewesen, die einmal in der Hand zu haben.

Und schließlich, wer den "Agora"-Platz kennt, mit seinen Ständen und Gewusel (die hunderte Straßenstände gibt es dieses Jahr überhaupt nirgendwo mehr auf dem Gelände), so sieht das zur Mittagszeit aus - und im Hintergrund sieht man die Halle 5, die praktischerweise grade komplett entkernt und umgebaut wird:

Bild

Es ist schön, daß überhaupt etwas stattfindet, aber es gibt doch eine Sache, die mich ausgesprochen frustriert. Nämlich das Gerede über die "Fast-Normalität" des Ganzen, alle reden sich da grade besoffen, daß das ja nun im Grunde schon all unser Leben zurück ist. Und wenn jetzt nächstes Jahr unter gleichen Bedingungen 2200 statt 2000 Verlage kommen, dann wird das eine Sensation sein, und viel besser und größer als jemals zuvor. Und wer behauptet, es wäre vor 5 Jahren noch ganz anders gewesen... der ist ein Demagoge, auf den man ein Auge haben muß. :mad:

Wir haben hier komischerweise noch nie über Boris Vian gesprochen, obwohl es Bezüge zu Madame gibt. Ich muß an sein Theaterstück "Die Reichsgründer" denken, in den letzten 2 Jahren spielen wir das grade hier im Westen im realen Leben. Vielleicht schreibe ich mal was über ihn.

Ich muß gestehen, daß ich mir gar nicht sicher bin, ob dies nicht vielleicht die letzte Buchmesse war. Ich gehe da seit 30 Jahren hin, und kein einziger Verlag, der irgendwann einmal weg war, kam danach jemals zurück. Dreiviertel der Verlage sind dieses Jahr nicht da, und wenn ich mit meinen wenigen Bekannten gesprochen habe - am ersten Tag wären ihre "Stammkontakte" alle gekommen, aber am zweiten Tag kam überhaupt keiner mehr. Und das habe ich selbst gemerkt, am Mittwoch bin ich alle Stände in 3 Stunden abgelaufen, am Donnerstag hab ich eigentlich nur noch gebummelt, aber wo immer man eine Sekunde auf ein Bild oder ein Buch geschaut hat, kamen die angerannt wie von der Tarantel gestochen und haben einen zugetextet... Endlich, nach Stunden, ein Besucher von ihrem kleinen Stand... :shock:

Dafür hatten wir diesmal Zeit, viel herumzulaufen und Bilder zu machen, die man sonst nie macht. Die wunderbare alte Festhalle von außen:

Bild

...und innen ist man ja eigentlich nie mit richtiger Kamera, wenn sie sowohl menschenleer als auch illuminiert ist. Es ist die zweitschönste Halle in Deutschland, die ich kenne, aber sie hat die zweit-beschissendste Akkustik in Deutschland... :kicher:

Bild

Und was mir sehr gut gefallen hat, ist die kleine Präsentationshalle des Gastlands Kanada. Die Selbstdarstellungen der Gäste in den letzten 3 Jahrzehnten waren immer die langweiligsten und scheußlichsten Möchtegern-Installationen imaginable. Aber Kanada hat wunderschöne "Wellen" als Kunstwerk aufgebaut, auf die bewegte Farben projeziert werden. Man kann ZickZack durchlaufen und die optische Wirkung ist zauberhaft:

Bild

Also... wer trotz alledem hingehen will, unterstützt die Messe. Aber sie ist sehr teuer und sehr anstrengend (die Shuttle-Busse werfen einen dieses Jahr hinter der Festhalle raus, man muß bei Wind und Wetter komplett um den Komplex herumlaufen und dann vom Eingang innen gefühlte Kilometer den ganzen Weg zurück zu den Hallen... eigentlich ist man am ersten Stand dann schon fußlahm) und deshalb sollte man wissen, daß man leider nur sehr wenig zu sehen bekommt. Bücher liegen weniger als in jeder großen Buchhandlung herum, die ganzen schönen kleinen obskuren und exotischen Verlage fehlen, es gibt keine Hüttenstände auf den Straßen, und Promis und Shows gibt es auch faktisch keine. :coffee:

Buchmesse anyone?

von MartinC » 19. Okt 2019, 21:14

So... ich bin underimpressed. :keule:

Für die Zukunft - das Besucherwochenende ist wohl, was ausländische Verlage angeht, Geschichte. Den Sonntag hat man da schon immer meiden sollen, weil selbst vor 10 Jahren in der Halle 8 seelig nur noch verpackte Kisten rumstanden, aber bis vor 2 Jahren waren die internationalen Hallen am Samstag noch zu 98% belegt und angenehm begehbar. Dieses Jahr waren am Samstag um 12 Uhr bereits 2/3 aller Regale im großen französischen Gemeinschaftsstand ausgeräumt und verwaist. Damit ist die Messe zukünftig außerhalb der "deutschen" Hallen 3 und 4 mausetot. Und ich werde dann ab nächstem Jahr gar nicht mehr am Samstag kommen, sondern 2 Tage an Mittwoch, Donnerstag oder Freitag.

Und was das Cosplay angeht - das war eine Farce. Hinten in der Halle 4.0 ein kleines Eck mit 2-3 Buchhändlern und 2-3 Nippes-Buden. Vor 2 Jahren waren die noch in einer großen Seitenhalle irgendwo zwischen den Hallen 1+2, und dort war ein riesiger Markt - allein mit einem Dutzend großen Kleiderhändlern, die tausende von Steampunk-Kostümen in allen Größen und Geschlechtern verkauft haben, und in der Mitte war ein kleiner freier Platz, wo die ganze Zeit eine japanische Glamrock-Band gespielt hat. Das erinnerte mich an den Camden Market in London und hat selbst dann für einen Besuch Spaß gemacht, wenn einem (wie mir) der ganze Manga-Kram an der Murmel vorbeigeht... :kicher:

Aber auch das ist jetzt tot, ruhe in Frieden. Die Hallen 3 und 4 waren trotzdem wieder kaum noch begehbar, aber ich frage mich langsam, wie lange sich das die Leute noch gefallen lassen. Die kleinen Verlage wurden Jahr für Jahr mit immer gröberen Mieten und teilweise sogar aktivem Mobbing vertrieben (einem kleinen Fotobuch-Verlag, den ich gut kenne, wurde ohne jeden Grund der langjährige Stammplatz weggenommen - und jetzt ist er selber weg), und dafür wird die Messe immer dreister schöngeredet.

Die "Sammelstände" pro Land, wo dann für jeden Verlag ein Stapel Flyer in der Ecke und drei einzelne Bücher im Regal liegen, werden Jahr für Jahr größer, und über diese reine Anzahl von Verlagen, die "dabei sind", wird dann die Gesamtgröße immer gigantischer fantasiert. Aber das ändert nichts an dem Fakt, daß nun Jahr für Jahr die Zahl der Hallen und Etagen ständig abnimmt, und die Zahl der "blinden" Stände, die auf beiden Seiten der Gänge verrammelt und daher leer sind, nimmt trotzdem immer weiter zu. In den ausländischen Hallen ist es in einigen Gängen jeder zweite Stand.

Die professionellen Besucher sind ab Freitag weg, und damit verschwinden nun auch schon ab Samstag immer mehr Stände. :motz:

Dann sollen sie halt nur am Wochende eine Zusatzhalle aufmachen und dort sternförmige Bühnen in der Mitte mit Winkeln nach außen aufbauen, wo die Leute frei rein und rauslaufen können und wo dann halt die Hirschhausens kochen und die Lafers altbackene Witze erzählen... und dafür die Bücherhallen in Ruhe lassen, so daß man dort noch laufen kann und die Stände vielleicht auch Samstag und Sonntag noch ein paar Besucher bekommen können, die sich für Bücher interessieren...

Vor zehn Jahren gab es in Frankfurt noch 7-8 reine Musikbuchverlage mit eigenen Ständen, vor allem in der alten anglo-amerikanischen Halle 8. Letztes Jahr waren davon noch *zwei* übriggeblieben. Dieses Jahr war nur noch *einer* da. Wegen dem bin ich, unter anderem, überhaupt dort gewesen. Hab mich schön mit ihm unterhalten, nächstes Jahr kommen drei spannende Bücher neu. Er will wiederkommen... ich dann halt auch wieder.

Aber nicht mehr am Samstag. :mad:

Nach oben