von Erzengel » 4. Dez 2022, 13:21
giorgino hat geschrieben: 3. Dez 2022, 02:12
(…) Was den Umbruch in Richtung Mainstream anbelangt, mag das vielleicht auch der Zeit geschuldet gewesen sein. Alles völlig legitim und nachvollziehbar. Nichts des do do trotz war das für mich ein Bruch und ein gewisser "Verrat" an ihrer bisheriger Überzeugung in Ihrem Tun. Das Produzieren von Alizee und weiteren Künstlerinnen hatte absolut nichts mehr mit dem zu tun, wofür Mylene Farmer bisher stand. Das alles war nur noch seichter Synth-Pop der absolut nichts mehr mit dem bisherigen Schaffen zu tun hatte. Ich behaupte nach wie vor, es ging darum Geld über einfachen Mainstream zu machen. Genau das erklärt für mich persönlich auch, weshalb sich Mylene immer mehr von Laurent löste. Die Zeit war einfach eine andere und Mylene passte sich entgegen ihrer früheren Überzeugung dem Markt an.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich die heutige Fan-Generation nicht mehr mit meiner Auffassung überzeugen kann. (…)
@Giorgino
Ich möchte jetzt doch noch mal etwas ausführlicher antworten als gestern. Es geht meiner Meinung und Argumentation nach nämlich nicht so sehr darum, ob man zur „heutigen“ Fangeneration gehört oder wann man Mylène Farmer kennen gelernt hat. Ich finde ein paar Dinge einfach widersprüchlich, die du schreibst.
Ich finde vor allem, dass du die Rolle von Boutonnat dort selektiv hervorhebt, wo es dir passt und an anderen Stellen ihn eher weiter in den Hintergrund stellst. Wie jetzt schon von anderen geschrieben: er hat wohl seit vielen Jahren einen
writers block und das geht ja auch einer ganzen Reihe anderer Songwriter so. Es gibt nicht viele, die ihr ganzes Leben lang immer gleich gute Songs geschrieben haben. Manche haben trotzdem Alben veröffentlicht, andere, sofern sie, anders als Boutonnat, selbst auf der Bühne stehen, haben teilweise Platten mit Coverversionen aufgenommen, um ein Tief zu überwinden.
Ich kann deswegen deiner Argumentation nicht folgen, wenn du z.B. als Beleg für Kommerzialisierung und „Verrat“ (ein bisschen sehr melodramatisch, findest du nicht) Mylène Farmers Zusammenarbeit mit Alizée aufführst, obwohl genau das doch ein Gemeinschaftsprojekt von Farmer und Boutonnat war. Und, ja, es ist tatsächlich wohl der größte kommerzielle Erfolg der beiden geworden. Angeblich wurden bis zu 4 Millionen Alben europaweit verkauft, aber vorhersagen lässt sich so ein Erfolg doch nie. Und wenn man noch mal zurück schaut auf die Plattenverkäufe und die Einnahmen, dann sind die drei erfolgreichsten Alben von Mylène Farmer alle in Zusammenarbeit mit Boutonnat entstanden. "L'autre...", "Anamorphosée" und "Innamoramento" wurden alle mehr als eine Million mal verkauft. Keines der späteren Werke hat solche Zahlen auch nur annähernd erreicht. Und – ich kann auch mit deiner Definition von Mainstream nicht wirklich etwas anfangen. Für mich klingt ein Album wie „Monkey me“ im Schnitt deutlich kommerzieller als „Bleu noir“ oder auch „Désobéissance". Zudem wäre es doch in finanzieller Hinsicht auch viel einfacher gewesen, wenn es wirklich nur ums Geld geht, wie du argumentierst, mit Boutonnat weiter zu machen. Abgesehen übrigens davon, dass man mit Alben so oder so heute praktisch kein Geld mehr verdient.
Geld macht man mit Liveauftritten und da zeigt sich Mylène unverändert kompromisslos. Sie könnte mehr Konzerte geben, sie könnte seit 20 Jahren ein weitgehend unverändertes Greatest Hits Programm runterspulen mit ein oder zwei neuen Alibi Titeln, wie das andere auch machen. Das tut sie nicht. Neue oder nicht vorher gespielte Songs füllen immer noch mehr als ein Drittel der Setliste aus.
Was die Wahrnehmung Farmers in Deutschland betrifft, die du ansprichst - die ist ja trotzdem fast nicht existent, genau wie die von Patrick Bruel oder Michel Sardou, die auch problemos die La Défense Arena ausverkaufen. Selbst frühere Weltstars wie Dalida und Aznavour waren in Deutschland höchstens ein Randphänomen.
Bleibt noch eine Bemerkung zu „En Concert“ … der ist natürlich auch geschickt choreographiert, auch im Hinblick auf die Ausschnitte aus dem Publikum, wie alle folgenden Livevideos von Farmer.
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(…) Was den Umbruch in Richtung Mainstream anbelangt, mag das vielleicht auch der Zeit geschuldet gewesen sein. Alles völlig legitim und nachvollziehbar. Nichts des do do trotz war das für mich ein Bruch und ein gewisser "Verrat" an ihrer bisheriger Überzeugung in Ihrem Tun. Das Produzieren von Alizee und weiteren Künstlerinnen hatte absolut nichts mehr mit dem zu tun, wofür Mylene Farmer bisher stand. Das alles war nur noch seichter Synth-Pop der absolut nichts mehr mit dem bisherigen Schaffen zu tun hatte. Ich behaupte nach wie vor, es ging darum Geld über einfachen Mainstream zu machen. Genau das erklärt für mich persönlich auch, weshalb sich Mylene immer mehr von Laurent löste. Die Zeit war einfach eine andere und Mylene passte sich entgegen ihrer früheren Überzeugung dem Markt an.
Mir ist sehr wohl bewusst, dass ich die heutige Fan-Generation nicht mehr mit meiner Auffassung überzeugen kann. (…)
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@Giorgino
Ich möchte jetzt doch noch mal etwas ausführlicher antworten als gestern. Es geht meiner Meinung und Argumentation nach nämlich nicht so sehr darum, ob man zur „heutigen“ Fangeneration gehört oder wann man Mylène Farmer kennen gelernt hat. Ich finde ein paar Dinge einfach widersprüchlich, die du schreibst.
Ich finde vor allem, dass du die Rolle von Boutonnat dort selektiv hervorhebt, wo es dir passt und an anderen Stellen ihn eher weiter in den Hintergrund stellst. Wie jetzt schon von anderen geschrieben: er hat wohl seit vielen Jahren einen
writers block und das geht ja auch einer ganzen Reihe anderer Songwriter so. Es gibt nicht viele, die ihr ganzes Leben lang immer gleich gute Songs geschrieben haben. Manche haben trotzdem Alben veröffentlicht, andere, sofern sie, anders als Boutonnat, selbst auf der Bühne stehen, haben teilweise Platten mit Coverversionen aufgenommen, um ein Tief zu überwinden.
Ich kann deswegen deiner Argumentation nicht folgen, wenn du z.B. als Beleg für Kommerzialisierung und „Verrat“ (ein bisschen sehr melodramatisch, findest du nicht) Mylène Farmers Zusammenarbeit mit Alizée aufführst, obwohl genau das doch ein Gemeinschaftsprojekt von Farmer und Boutonnat war. Und, ja, es ist tatsächlich wohl der größte kommerzielle Erfolg der beiden geworden. Angeblich wurden bis zu 4 Millionen Alben europaweit verkauft, aber vorhersagen lässt sich so ein Erfolg doch nie. Und wenn man noch mal zurück schaut auf die Plattenverkäufe und die Einnahmen, dann sind die drei erfolgreichsten Alben von Mylène Farmer alle in Zusammenarbeit mit Boutonnat entstanden. "L'autre...", "Anamorphosée" und "Innamoramento" wurden alle mehr als eine Million mal verkauft. Keines der späteren Werke hat solche Zahlen auch nur annähernd erreicht. Und – ich kann auch mit deiner Definition von Mainstream nicht wirklich etwas anfangen. Für mich klingt ein Album wie „Monkey me“ im Schnitt deutlich kommerzieller als „Bleu noir“ oder auch „Désobéissance". Zudem wäre es doch in finanzieller Hinsicht auch viel einfacher gewesen, wenn es wirklich nur ums Geld geht, wie du argumentierst, mit Boutonnat weiter zu machen. Abgesehen übrigens davon, dass man mit Alben so oder so heute praktisch kein Geld mehr verdient.
Geld macht man mit Liveauftritten und da zeigt sich Mylène unverändert kompromisslos. Sie könnte mehr Konzerte geben, sie könnte seit 20 Jahren ein weitgehend unverändertes Greatest Hits Programm runterspulen mit ein oder zwei neuen Alibi Titeln, wie das andere auch machen. Das tut sie nicht. Neue oder nicht vorher gespielte Songs füllen immer noch mehr als ein Drittel der Setliste aus.
Was die Wahrnehmung Farmers in Deutschland betrifft, die du ansprichst - die ist ja trotzdem fast nicht existent, genau wie die von Patrick Bruel oder Michel Sardou, die auch problemos die La Défense Arena ausverkaufen. Selbst frühere Weltstars wie Dalida und Aznavour waren in Deutschland höchstens ein Randphänomen.
Bleibt noch eine Bemerkung zu „En Concert“ … der ist natürlich auch geschickt choreographiert, auch im Hinblick auf die Ausschnitte aus dem Publikum, wie alle folgenden Livevideos von Farmer.