von MartinC » 25. Jun 2022, 13:42
<satire modus="on">
Was hat Mylène Farmer doch für ein Glück gehabt, daß es 1983 in Frankreich so eine rigide Frauenquote gab. Man stelle sich vor - wenn die Plattenfirmen nicht gesetzlich gezwungen gewesen wären, sie unter Vertrag zu nehmen, die Radiosender nicht gezwungen, sie zu spielen, und vor allem die Franzosen nicht gezwungen, ihre Platten zu kaufen - dieses Forum hier würde es dann gar nicht geben, weil auch in Frankreich niemand je von ihr gehört hätte.
Oder Françoise Hardy, die 1962 auf ihrem Debüt-Album alle 12 Lieder komplett selbst schreiben durfte. Und das Album erschien noch ein halbes Jahr vor der Debüt-LP der Beatles - von denen man ja weiß, daß sie als erste Band jemals das Recht erstritten, ihre Alben alleine zu schreiben (und das schon mit ihrer dritten LP, nur wenige Jahre später).
Man stelle sich vor, das wäre nicht gesetzlich vorgeschrieben gewesen, mit einer festen Quote. Keine Janis Joplin, keine Sandy Denny, keine Joni Mitchell, und heute hätte niemand je etwas von Madonna oder Lady Gaga gehört.
Aber so hart es auch klingen mag: Wir leben nun mal im Kapitalismus, und zum Kapitalismus gehört, daß die kommerziellen Firmen niemals das machen, was ihnen den größten Profit verschafft - sondern immer nur das, was ihnen eine finstere Verschwörung befiehlt. Und da verzichten sie gerne auf die eine oder andere Milliarde - ist ja nur Geld.
</satire>
Ich komme aus einer anderen Zeit und wurde nicht unerheblich dadurch geprägt, daß "Gender" keinerlei Rolle gespielt hatte. Im Post-Punk Underground der späten 70er und frühen 80er Jahre gab es nichts Unerheblicheres als die Frage, wer welche Chromosomen hatte und für welche anderen er, sie oder es sich interessierten. Die Shop Assistants, eine Indieband aus Edinburgh, die für eine Saison weltweit die KönigInnen waren, da sie die Trauer, Wut und Melancholie einer verlorenen Generation schottischer Jugendlicher (völlig ohne Gender-Hintergrund) in betörenden Wall-of-Sound Orgien reflektierten, waren 3 Mädels und ein Kerl. Der Kerl spielte Gitarre, weil er ein Kumpel war und Gitarre spielen konnte - sonst hätte es auch eine Frau werden können, und alternativ vielleicht zwei Kerle am Bass und am Mikro. Oder nur Kerle oder nur Mädels. Es war, schlichtweg, SCHEISSEGAL. Ihnen, und uns.
Ein englischer Kollege schrieb damals über die Slits ein grandioses Zitat: "Es spielte keine Rolle, daß sie Frauen waren, aber es spielte eine Rolle, daß das keine Rolle spielte".
Für ein paar Jahre hatte er Recht, aber selbst die Slits bekamen am Ende doch noch Gegenwind. Und zwar... vom Feminismus.
Gegen Ende ihrer Karriere spielten sie mal in Berlin, mit-organisiert von der Uni, und dort bekamen sie die geballte Wucht des organisierten Feminismus in die Fresse. Sie würden sich "sexistisch" kleiden, weil sie mit Röckchen auf die Bühne kamen, und sollten sich doch bitteschön in neutrale Klamotten werfen. Wer Ari Up kannte, wußte was dann passierte... Und dann natürlich das Plattencover ihres Debuts... "dess geht ja gah nedd". Damals war das (nur) Sexismus, inzwischen kommt natürlich noch "kulturelle Aneignung" dazu. Und von den Frisuren reden wir mal gar nicht erst.
Nun, was lernen wir daraus?
Frauen in der Rockmusik, die irgendwie "besser" waren als die Männer, scheinen es irgendwie mysteriöserweise auch immer geschafft zu haben. Und daß es weniger Frauenbands gibt, als Männerbands, hat offenbar zur Folge, daß weniger Frauenbands auftreten, als Männerbands.
Die Frage lautet jetzt: Wollen wir eher eine Quote, daß weit mehr Frauen auf die Bühne kommen, als es anteilig überhaupt Frauen in der Rockmusik gibt? Und ungeachtet ihrer Qualität und Beliebheit?
Oder wollen wir eher Mädchen ermutigen (oder nötigen), selbst Musik zu machen. Vielleicht wäre dann ein Festival namens CNTS die bessere Idee, wo nur unbekannte Amateurinnen auftreten?
Oder wollen wir am Ende, daß am besten genau all diejenigen Rockmusik spielen, die es aus eigenen Stücken wirklich WOLLEN?
[i]<satire modus="on">[/i]
Was hat Mylène Farmer doch für ein Glück gehabt, daß es 1983 in Frankreich so eine rigide Frauenquote gab. Man stelle sich vor - wenn die Plattenfirmen nicht gesetzlich gezwungen gewesen wären, sie unter Vertrag zu nehmen, die Radiosender nicht gezwungen, sie zu spielen, und vor allem die Franzosen nicht gezwungen, ihre Platten zu kaufen - dieses Forum hier würde es dann gar nicht geben, weil auch in Frankreich niemand je von ihr gehört hätte.
Oder Françoise Hardy, die 1962 auf ihrem Debüt-Album alle 12 Lieder komplett selbst schreiben durfte. Und das Album erschien noch ein halbes Jahr vor der Debüt-LP der Beatles - von denen man ja weiß, daß sie als erste Band jemals das Recht erstritten, ihre Alben alleine zu schreiben (und das schon mit ihrer dritten LP, nur wenige Jahre später).
Man stelle sich vor, das wäre nicht gesetzlich vorgeschrieben gewesen, mit einer festen Quote. Keine Janis Joplin, keine Sandy Denny, keine Joni Mitchell, und heute hätte niemand je etwas von Madonna oder Lady Gaga gehört.
Aber so hart es auch klingen mag: Wir leben nun mal im Kapitalismus, und zum Kapitalismus gehört, daß die kommerziellen Firmen niemals das machen, was ihnen den größten Profit verschafft - sondern immer nur das, was ihnen eine finstere Verschwörung befiehlt. Und da verzichten sie gerne auf die eine oder andere Milliarde - ist ja nur Geld.
[i]</satire>[/i]
Ich komme aus einer anderen Zeit und wurde nicht unerheblich dadurch geprägt, daß "Gender" keinerlei Rolle gespielt hatte. Im Post-Punk Underground der späten 70er und frühen 80er Jahre gab es nichts Unerheblicheres als die Frage, wer welche Chromosomen hatte und für welche anderen er, sie oder es sich interessierten. Die Shop Assistants, eine Indieband aus Edinburgh, die für eine Saison weltweit die KönigInnen waren, da sie die Trauer, Wut und Melancholie einer verlorenen Generation schottischer Jugendlicher (völlig ohne Gender-Hintergrund) in betörenden Wall-of-Sound Orgien reflektierten, waren 3 Mädels und ein Kerl. Der Kerl spielte Gitarre, weil er ein Kumpel war und Gitarre spielen konnte - sonst hätte es auch eine Frau werden können, und alternativ vielleicht zwei Kerle am Bass und am Mikro. Oder nur Kerle oder nur Mädels. Es war, schlichtweg, SCHEISSEGAL. Ihnen, und uns.
https://youtu.be/MugWrKFcGS8
Ein englischer Kollege schrieb damals über die Slits ein grandioses Zitat: [i]"Es spielte keine Rolle, daß sie Frauen waren, aber es spielte eine Rolle, daß das keine Rolle spielte"[/i].
Für ein paar Jahre hatte er Recht, aber selbst die Slits bekamen am Ende doch noch Gegenwind. Und zwar... vom Feminismus.
Gegen Ende ihrer Karriere spielten sie mal in Berlin, mit-organisiert von der Uni, und dort bekamen sie die geballte Wucht des organisierten Feminismus in die Fresse. Sie würden sich "sexistisch" kleiden, weil sie mit Röckchen auf die Bühne kamen, und sollten sich doch bitteschön in neutrale Klamotten werfen. Wer Ari Up kannte, wußte was dann passierte... Und dann natürlich das Plattencover ihres Debuts... "dess geht ja gah nedd". Damals war das (nur) Sexismus, inzwischen kommt natürlich noch "kulturelle Aneignung" dazu. Und von den Frisuren reden wir mal gar nicht erst.
Nun, was lernen wir daraus?
Frauen in der Rockmusik, die irgendwie "besser" waren als die Männer, scheinen es irgendwie mysteriöserweise auch immer geschafft zu haben. Und daß es weniger Frauenbands gibt, als Männerbands, hat offenbar zur Folge, daß weniger Frauenbands auftreten, als Männerbands.
Die Frage lautet jetzt: Wollen wir eher eine Quote, daß weit mehr Frauen auf die Bühne kommen, als es anteilig überhaupt Frauen in der Rockmusik gibt? Und ungeachtet ihrer Qualität und Beliebheit?
Oder wollen wir eher Mädchen ermutigen (oder nötigen), selbst Musik zu machen. Vielleicht wäre dann ein Festival namens CNTS die bessere Idee, wo nur unbekannte Amateurinnen auftreten?
Oder wollen wir am Ende, daß am besten genau all diejenigen Rockmusik spielen, die es aus eigenen Stücken wirklich WOLLEN?
https://youtu.be/RXIzY0tulwg