von spocintosh » 1. Feb 2020, 06:26
THomasHH hat geschrieben: ↑28. Jan 2020, 17:30
Mehrfarbiges Vinyl steht leider im Ruf, schlechteren Klang als einfarbiges zu haben.
Keine Ahnung ob das stimmt, da ich nie mehrfarbige LPs hatte.
Vielleicht kann das jemand beurteilen hier?
Wir so oft, wenn sich ein "Ruf" über Jahrzehnte hält, ist da in bisschen was dran und ein bisschen nicht.
Die schwarze Farbe kam früher daher, dass dem Material Ruß beigegeben wurde. Ruß hat schmierende Eigenschaften, was den Abrieb verringert und die Haltbarkeit verbessert.
Sehr frühe "colored wax"-Ausgaben leiden tatsächlich darunter, dass sie vom Abspielen schneller verschlissen als ihre schwarzen Pendants.
Und wie das so ist, wenn diese Weisheit erst mal in der Welt ist, sorgt das Halbwissen und die Lust der Menschen, nur zu gern an einmal in die Welt gesetzten Vorurteilen festzuhalten, schnell für Verbreitung und extrem hartnäckiges Verweilen. Die Beispielleiste könnte endlos sein...dzu fällt jedem was ein und am schlimmsten ist es bei Autos. Da hört man selbst in Autowerkstätten heute oft noch dieselben Abenteuerlichkeiten, die ich als Kind schon am Tisch der Nachbarn hören musste...
In diesem speziellen Fall hat sich die Sache dadurch erledigt, dass die Industrie sehr schnell andere Zusatzstoffe eingesetzt hat, die mit ebenbürtiger Schmierwirkung brillieren konnten, so dass es ab dem Zeitpunkt für farbiges Vinyl nur noch dieselben Unwägbarkeiten gibt, wie sie auch für schwarze Scheiben gelten (in welchen der Ruß heute nämlich ebenfalls ersetzt ist):
Man kann sie gut oder schlecht mastern, gut oder schlecht pressen und sie können eine gute oder keine Qualitätskontrolle durchlaufen.
Kurz: Heute ist das völlig egal.
Übrigens ebenfalls egal ist (weil es oben erwähnt wurde), ob die Platte sich mehr oder weniger durchbiegt oder dick oder dünn ist.
Meist kann man es sich ja nicht aussuchen, aber dem heute als besonders hochwertig vermarkteten Label "180g-Pressung" muss man keine Bedeutung zumessen, außer der, dass damit versucht wird, uns irgendwie milde zu stimmen und den Eindruck von Hochwertigkeit zu vermitteln, wenn wir für eine Schallplatte €26 bezahlen sollen.
Meine Erfahrung ist dergestalt, dass ich zwar viel Vinyl kaufe, aber nur noch altes, weil die Mehrzahl der Pressungen heute besonders angesichts der Preise eine absolute Frechheit darstellen. Und ich hab's wirklich lange und immer wieder versucht. Aber: Aktuelle Musik kaufe ich nurmehr digital, weil ich es auch für komplett behämmert halte, eine sowieso digitale Produktion wieder absichtlich um mehrere Größenordnungen zu verschlechtern. Also CDs, wo's noch welche gibt (um sie dann direkt auf die Festplatte zu spielen und im iTunes zu verwalten) - oder gleich als Datei (linear PCM oder lossless natürlich).
Umgekehrt haben alte Produktionen das Problem, bei Neuausgaben einem digitalen Remaster unterzogen worden zu sein, was leider deutlich häufiger als nicht eine Katastrophe darstellt. Da kauf ich dann einfach die ollen Platten bei Discogs für ein paar Mark fuffzich - und da die ja auch damals schon wußten, wie's geht, klingen die meist ganz fantastisch.
So gibt's problemlos aus beiden Welten jeweils das Beste.
But that's just me.
Achso...
Die ebenfalls erwähnten, gespritzten 7" bestehen auch nicht aus der Polyvinylchlorid/Polyvinylacetat-Mischung, sondern, wenn ich mich recht erinnere, aus Polycarbonat (nagelt mich nicht fest, ich hab's vergessen, weil ewig her).
Sie klingen, das hat Martin ganz genau richtig beschrieben, erheblich schlechter, sind erheblich verschleiß- und sogar bruchanfälliger - und heute aber in der Tat ausgestorben. Wie Singles ja sowieso.
[quote=THomasHH post_id=15612 time=1580229052 user_id=423]
Mehrfarbiges Vinyl steht leider im Ruf, schlechteren Klang als einfarbiges zu haben.
Keine Ahnung ob das stimmt, da ich nie mehrfarbige LPs hatte.
Vielleicht kann das jemand beurteilen hier?
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Wir so oft, wenn sich ein "Ruf" über Jahrzehnte hält, ist da in bisschen was dran und ein bisschen nicht.
Die schwarze Farbe kam früher daher, dass dem Material Ruß beigegeben wurde. Ruß hat schmierende Eigenschaften, was den Abrieb verringert und die Haltbarkeit verbessert.
Sehr frühe "colored wax"-Ausgaben leiden tatsächlich darunter, dass sie vom Abspielen schneller verschlissen als ihre schwarzen Pendants.
Und wie das so ist, wenn diese Weisheit erst mal in der Welt ist, sorgt das Halbwissen und die Lust der Menschen, nur zu gern an einmal in die Welt gesetzten Vorurteilen festzuhalten, schnell für Verbreitung und extrem hartnäckiges Verweilen. Die Beispielleiste könnte endlos sein...dzu fällt jedem was ein und am schlimmsten ist es bei Autos. Da hört man selbst in Autowerkstätten heute oft noch dieselben Abenteuerlichkeiten, die ich als Kind schon am Tisch der Nachbarn hören musste...
In diesem speziellen Fall hat sich die Sache dadurch erledigt, dass die Industrie sehr schnell andere Zusatzstoffe eingesetzt hat, die mit ebenbürtiger Schmierwirkung brillieren konnten, so dass es ab dem Zeitpunkt für farbiges Vinyl nur noch dieselben Unwägbarkeiten gibt, wie sie auch für schwarze Scheiben gelten (in welchen der Ruß heute nämlich ebenfalls ersetzt ist):
Man kann sie gut oder schlecht mastern, gut oder schlecht pressen und sie können eine gute oder keine Qualitätskontrolle durchlaufen.
Kurz: Heute ist das völlig egal.
Übrigens ebenfalls egal ist (weil es oben erwähnt wurde), ob die Platte sich mehr oder weniger durchbiegt oder dick oder dünn ist.
Meist kann man es sich ja nicht aussuchen, aber dem heute als besonders hochwertig vermarkteten Label "180g-Pressung" muss man keine Bedeutung zumessen, außer der, dass damit versucht wird, uns irgendwie milde zu stimmen und den Eindruck von Hochwertigkeit zu vermitteln, wenn wir für eine Schallplatte €26 bezahlen sollen.
Meine Erfahrung ist dergestalt, dass ich zwar viel Vinyl kaufe, aber nur noch altes, weil die Mehrzahl der Pressungen heute besonders angesichts der Preise eine absolute Frechheit darstellen. Und ich hab's wirklich lange und immer wieder versucht. Aber: Aktuelle Musik kaufe ich nurmehr digital, weil ich es auch für komplett behämmert halte, eine sowieso digitale Produktion wieder absichtlich um mehrere Größenordnungen zu verschlechtern. Also CDs, wo's noch welche gibt (um sie dann direkt auf die Festplatte zu spielen und im iTunes zu verwalten) - oder gleich als Datei (linear PCM oder lossless natürlich).
Umgekehrt haben alte Produktionen das Problem, bei Neuausgaben einem digitalen Remaster unterzogen worden zu sein, was leider deutlich häufiger als nicht eine Katastrophe darstellt. Da kauf ich dann einfach die ollen Platten bei Discogs für ein paar Mark fuffzich - und da die ja auch damals schon wußten, wie's geht, klingen die meist ganz fantastisch.
So gibt's problemlos aus beiden Welten jeweils das Beste.
But that's just me.
Achso...
Die ebenfalls erwähnten, gespritzten 7" bestehen auch nicht aus der Polyvinylchlorid/Polyvinylacetat-Mischung, sondern, wenn ich mich recht erinnere, aus Polycarbonat (nagelt mich nicht fest, ich hab's vergessen, weil ewig her).
Sie klingen, das hat Martin ganz genau richtig beschrieben, erheblich schlechter, sind erheblich verschleiß- und sogar bruchanfälliger - und heute aber in der Tat ausgestorben. Wie Singles ja sowieso.