von MartinC » 29. Nov 2016, 18:59
Immer noch etwas erschöpft zurück, mit den Gedanken bei dem historischen Ereignis. So sehr ich das Festival liebe, so sehr habe ich Unverständnis für eine halbleere Halle. Das durfte nicht wahr sein, war es aber. Ich fürchte man hatte sehr wenig Geld für Werbung, trotzdem - damit sägt es einem den eigenen Ast ab, auf dem man sitzt. Wäre "#6" jetzt das letzte gewesen, dann Schande, Schande über Schande.
Und so spielten
Slapp Happy auch überwiegend vor eingereistem Publikum. Die komplette Recommended-Prominenz aus England war da, und Hardcore-Fans aus der ganzen Welt. Aber wenig Deutsche... und das für eine legendäre Reunion einer Band mit der wichtigsten E-Musik/Rock-Sängerin dieses Landes.
Dazu passend die nun wirklich allergroteskeste Peinlichkeit der Servicewüste Deutschland aller Zeiten und Klassen - direkt unter der Stadthalle Köln-Mülheim ist ein Parkhaus, und das wird am Samstag - während einer *Veranstaltung* in der Stadthalle - um 22:00 Uhr geschlossen. Bis Montag früh. Das Festival geht bis 1 Uhr nachts, aber vorher werden die Zuschauer (zum Glück) per Durchsage gewarnt: Wer sein Auto nicht bis 22:00 Uhr rausholt, muß es den kompletten Sonntag bis Montag früh drin stehen lassen. Klopf Klopf Klopf, Hallo McFly? Jemand zuhause? Im Kleinhirn der Parkhausbetreiber schon mal niemand.
Leider war das Festival an sich dieses Jahr nun in seiner Gesamtheit auch nicht der absolute Rekord. Erste Band
Surface To Air Missive ein guter Start, vertrackter verschrobener skuriler Rock, sehr abwechslungsreich, guter vielversprechender Auftakt. Von der zweiten Band
The Julie Ruin hatte ich mir aber mehr versprochen - das ist ein neues Projekt von Kathleen Hanna von
Bikini Kills, über deren Krawall-Feminismus man geteilter Meinung sein kann, aber immerhin sind/waren sie kompromißlos radikal und laut, und damit kann man (ich) immer etwas anfangen.
The Julie Ruin zeigten aber, was dabei rauskommt, wenn sie zur Abwechsung mal nette Popmusik machen, nämlich "Blondie auf Speed", nur mit weniger guten Songs. Eigentlich *wollte* es mir ja durchaus gefallen, aber letztendlich fiel es doch zu sehr in die Kategorie "stört die Hausfrau nicht beim Bügeln". Ooops, das war sexistisch. T'schuldigung Frau Hanna, ich meinte natürlich "stört den Hausmann nicht beim Salatputzen". Bzw. "stört die Haushaltsführenden nicht beim Gendern".
Und wo wir grade beim Meckern auf hohem Niveau sind,
Kurt Wagner (von
Lambchop) fand ich als Viertes nun auch nicht sooo den Bringer. Er spielte so eine Art Lounge/HipHop Version vom letzten Album, exklusiv mit Kölner MusikerInnen nur für das Festival. Mag auch erstmal interessant klingen, aber dann war es endloses Geblubber mit endlosem Vocoder-Sprechgesang, den ich eigentlich schon in den 80ern langweilig fand. Jetzt weiß ich immerhin, daß es für mich in den 30 Jahren seitdem nicht spannender geworden ist... und um Mitternacht spielte noch ein HipHop Act namens
Babyfather, den ich mir nicht mehr angesehen habe.
Und jetzt genug gemeckert und zum historischen Ereignis. Das erste
Slapp Happy Konzert seit 16 Jahren und das erste Konzert in Deutschland überhaupt seit ihrer Gründung 1972. Dagmar war sichtlich nervös, und die ersten 2 Lieder gingen in Soundproblemen unter (auf der Bühne wie vor der Bühne). Ab Lied 3 "Slow Moon Rose" hatten sie's dann, und mich und den Rest vom Saal. Zum Niederknien, einfach nur zum Niederknien. Peter Blegvad versteckte sich sitzend hinter einem Notenständer, Anthony Moore hinter seinem Keyboard, die beiden Faust-Leute hatten sichtlich Spaß, und Dagmar haben wir so gna-den-los beklatscht, daß sie stellenweise fast in Tränen war... ihre Stimme ist noch einmal viel besser geworden, seit ich sie (vor auch schon wieder 5 Jahren, Kinder, Kinder, die Zeit, die Zeit) mit
Comicoperando gesehen habe. Ihre tiefere Stimmlage ist gewaltig wie eh und je, aber inzwischen hat sie auch die Höhen vollständig zurückgewonnen. Ende der 2000er hatte sie mehrere Jahre nicht mehr gesungen, und danach die Stimme vollständig zurückzuerlangen, ist keine Selbstverständlichkeit.
Groteskerweise, in Zeiten wie diesen, scheint es auch 48 Stunden später keinerlei Handy-Videos vom Auftritt zu geben. Daher hier nur ein Schnipsel vom Rehearsal am Nachmittag vom Veranstalter selber:
Immer noch etwas erschöpft zurück, mit den Gedanken bei dem historischen Ereignis. So sehr ich das Festival liebe, so sehr habe ich Unverständnis für eine halbleere Halle. Das durfte nicht wahr sein, war es aber. Ich fürchte man hatte sehr wenig Geld für Werbung, trotzdem - damit sägt es einem den eigenen Ast ab, auf dem man sitzt. Wäre "#6" jetzt das letzte gewesen, dann Schande, Schande über Schande.
Und so spielten [b]Slapp Happy[/b] auch überwiegend vor eingereistem Publikum. Die komplette Recommended-Prominenz aus England war da, und Hardcore-Fans aus der ganzen Welt. Aber wenig Deutsche... und das für eine legendäre Reunion einer Band mit der wichtigsten E-Musik/Rock-Sängerin dieses Landes.
Dazu passend die nun wirklich allergroteskeste Peinlichkeit der Servicewüste Deutschland aller Zeiten und Klassen - direkt unter der Stadthalle Köln-Mülheim ist ein Parkhaus, und das wird am Samstag - während einer *Veranstaltung* in der Stadthalle - um 22:00 Uhr geschlossen. Bis Montag früh. Das Festival geht bis 1 Uhr nachts, aber vorher werden die Zuschauer (zum Glück) per Durchsage gewarnt: Wer sein Auto nicht bis 22:00 Uhr rausholt, muß es den kompletten Sonntag bis Montag früh drin stehen lassen. Klopf Klopf Klopf, Hallo McFly? Jemand zuhause? Im Kleinhirn der Parkhausbetreiber schon mal niemand. :motz:
Leider war das Festival an sich dieses Jahr nun in seiner Gesamtheit auch nicht der absolute Rekord. Erste Band [b]Surface To Air Missive[/b] ein guter Start, vertrackter verschrobener skuriler Rock, sehr abwechslungsreich, guter vielversprechender Auftakt. Von der zweiten Band [b]The Julie Ruin[/b] hatte ich mir aber mehr versprochen - das ist ein neues Projekt von Kathleen Hanna von [b]Bikini Kills[/b], über deren Krawall-Feminismus man geteilter Meinung sein kann, aber immerhin sind/waren sie kompromißlos radikal und laut, und damit kann man (ich) immer etwas anfangen. [b]The Julie Ruin[/b] zeigten aber, was dabei rauskommt, wenn sie zur Abwechsung mal nette Popmusik machen, nämlich "Blondie auf Speed", nur mit weniger guten Songs. Eigentlich *wollte* es mir ja durchaus gefallen, aber letztendlich fiel es doch zu sehr in die Kategorie "stört die Hausfrau nicht beim Bügeln". Ooops, das war sexistisch. T'schuldigung Frau Hanna, ich meinte natürlich "stört den Hausmann nicht beim Salatputzen". Bzw. "stört die Haushaltsführenden nicht beim Gendern". :gaga:
Und wo wir grade beim Meckern auf hohem Niveau sind, [b]Kurt Wagner[/b] (von [b]Lambchop[/b]) fand ich als Viertes nun auch nicht sooo den Bringer. Er spielte so eine Art Lounge/HipHop Version vom letzten Album, exklusiv mit Kölner MusikerInnen nur für das Festival. Mag auch erstmal interessant klingen, aber dann war es endloses Geblubber mit endlosem Vocoder-Sprechgesang, den ich eigentlich schon in den 80ern langweilig fand. Jetzt weiß ich immerhin, daß es für mich in den 30 Jahren seitdem nicht spannender geworden ist... und um Mitternacht spielte noch ein HipHop Act namens [b]Babyfather[/b], den ich mir nicht mehr angesehen habe.
Und jetzt genug gemeckert und zum historischen Ereignis. Das erste [b]Slapp Happy[/b] Konzert seit 16 Jahren und das erste Konzert in Deutschland überhaupt seit ihrer Gründung 1972. Dagmar war sichtlich nervös, und die ersten 2 Lieder gingen in Soundproblemen unter (auf der Bühne wie vor der Bühne). Ab Lied 3 "Slow Moon Rose" hatten sie's dann, und mich und den Rest vom Saal. Zum Niederknien, einfach nur zum Niederknien. Peter Blegvad versteckte sich sitzend hinter einem Notenständer, Anthony Moore hinter seinem Keyboard, die beiden Faust-Leute hatten sichtlich Spaß, und Dagmar haben wir so gna-den-los beklatscht, daß sie stellenweise fast in Tränen war... ihre Stimme ist noch einmal viel besser geworden, seit ich sie (vor auch schon wieder 5 Jahren, Kinder, Kinder, die Zeit, die Zeit) mit [b]Comicoperando[/b] gesehen habe. Ihre tiefere Stimmlage ist gewaltig wie eh und je, aber inzwischen hat sie auch die Höhen vollständig zurückgewonnen. Ende der 2000er hatte sie mehrere Jahre nicht mehr gesungen, und danach die Stimme vollständig zurückzuerlangen, ist keine Selbstverständlichkeit.
Groteskerweise, in Zeiten wie diesen, scheint es auch 48 Stunden später keinerlei Handy-Videos vom Auftritt zu geben. Daher hier nur ein Schnipsel vom Rehearsal am Nachmittag vom Veranstalter selber:
https://youtu.be/1wY0pKrese4