Lou Reed R.I.P.

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MartinC
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Lou Reed R.I.P.

Ungelesener Beitrag von MartinC »

Gestern verstarb im Alter von 71 Jahren Lou Reed, mutmaßlich an den Folgen einer (zunächst gut verlaufenen) Leberoperation.

Lou Reed dürfte in der breiten Masse (wenn nicht sogar ausschließlich) durch "Walk on the Wild Side" bekannt geworden sein, er war aber vor allem der Sänger von The Velvet Underground, die zwar kommerziell nie eine Rolle spielten, aber die Geschichte der Rockmusik für alle Zeiten änderten und prägten. Brian Eno sprach das berühmte Zitat, ihre erste LP hätten nur 100 Leute gekauft, aber jeder einzelne später eine Band gegründet.

Ich selbst werde in diesem Leben nicht müde werden, "Venus in Furs" zu hören, und es werden - egal wie oft ich es höre - die Nackenhaare so weit abstehen wie beim ersten Mal, das so lange her ist, daß ich gar nicht mehr richtig weiß, wie lange...



Ich muß gestehen, daß ich mit seinem Solo-Werk nie wirklich warm geworden bin und mir auch "Walk on the Wild Side" nie einen Funken gezündet hat. Bis ich nach mehrmaligem Hören von "Scratch my Back" plötzlich merkte, daß "The Power of the Heart" ein Lied von ihm war, das ich ihm im Leben nicht zugetraut hätte...



Vor wenigen Wochen erschien nun "And I'll Scratch Yours", die "Antwortplatte" der orchestral gecoverten MusikerInnen. Lou Reed coverte dafür Gabriels "Solsbury Hill" indem er es in einen VU-konformen atonalen Guitar-Drone verwandelte. Die Gabriel-Fans haben selten einhellig Schaum vorm Mund deswegen, Gabriel selbst zeigte sich komplett begeistert von Reeds Aufnahme, weil es genau die Art von radikalem "zu Eigen machen" war, die ihm bei dem Projekt ursprünglich vorschwebte.

Es dürfte die wahrscheinlich letzte Aufnahme von Reed gewesen sein, und ich liebe sie - Lou Reed R.I.P.

Zuletzt geändert von MartinC am 21. Aug 2017, 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Erzengel
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Re: Lou Reed R.I.P.

Ungelesener Beitrag von Erzengel »

Ich besitze einige Soloalben von Lou Reed und mochte seine Musik sehr gerne. Er war wohl ein sehr unangenehmer Mensch (Th Guardian) und bei seinen Livekonzerten wusste man auch nie, wie er sich so präsentiert. Ich bedauere aber jetzt doch, daß ich nicht letztes Jahr hingefahren bin, als er in Deutschland auf Tour war.

Er hat im Mai 2013 eine neue Leber transplantiert bekommen. Ich habe damals schon in einem Forum geschrieben, daß er eigentlich für eine Transplantation viel zu alt war (in Deutschland hätte er keine bekommen). Es kann schon sein, daß es dann zu Komplikationen kam.
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imagine
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Re: Lou Reed R.I.P.

Ungelesener Beitrag von imagine »

Mein Beileid an der Stelle an die Angehörigen. Wobei ich zugeben muss, dass mir der Name eigentlich so gar nichts sagt :kicher: (da bin ich verm. zu jung)
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Erzengel
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Re: Lou Reed R.I.P.

Ungelesener Beitrag von Erzengel »

imagine hat geschrieben:Mein Beileid an der Stelle an die Angehörigen. Wobei ich zugeben muss, dass mir der Name eigentlich so gar nichts sagt :kicher: (da bin ich verm. zu jung)
Lou Reed und Shakira oder Mylène Farmer liegen musikalisch auch ziemlich weit auseinander, andererseits hat Lou Reed mit "Walk On The Wild Side" und dem Album "Transformer" und der Zusammenarbeit mit David Bowie (den müsstest Du aber kennen ;) ) auch so eine Art "Sans Contrefacon" der frühen 70er geschaffen :).

"Die Angehörigen" sind übrigens in erster Linie seine Lebensgefährtin Laurie Anderson, eine brilliante Performancekünstlerin - da sind wir dann schon wieder etwas näher am Farmer-Universum :kicher: . Ich habe sie zwei Mal live gesehen, einmal in Mannheim, einmal 1995 im Rahmen eines Aufenthaltes in den USA. Das waren sehr tolle Konzerte.

[youtube]osHBA6YAHAo[/youtube]
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MartinC
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Re: Lou Reed R.I.P.

Ungelesener Beitrag von MartinC »

Erzengel hat geschrieben:Lou Reed und [...snip...] Mylène Farmer liegen musikalisch auch ziemlich weit auseinander
Das kann man exakt so deutlich unterschreiben, und doch...

Lassen wir die Musik mal für einen Moment außen vor, dann gibt es - indirekt gesponnen - doch einen Zusammenhang. Die Rockmusik war 1964/65 meist sehr melodisch, meist sehr eingängig, aber vor allem und im Großen & Ganzen sehr nett.

Es gab fürchterliche Aufreger (lange Haare, Lautstärke, unsittliche Tänze, Texte über unaussprechliche körperliche Dinge...) und die einen (Beatles) waren der Oma lieber als die anderen (Rolling Stones), aber alles in allem waren sich alle einig, daß Rockmusik auch nix anderes war und nix anderes sollte als den Menschen Freude zu machen und zu unterhalten. Mit den Hippies kam dann noch ein wenig Politik und Weltfrieden ins Spiel (womit sie ja aber "eigentlich" auch irgendwie Recht hatten, und lange Haare waren dann irgendwann auch nicht mehr sooo schlimm, wenn sie gepflegt waren) und das einzig wirklich schlimme Neue daran waren die Drogen (Oh Schreck, Oh Graus, die Welt geht unter, darauf erstmal einen Schnaps).

Velvet Underground waren 1965 ein Schock, wie es vorher keinen gab, und nachher eigentlich auch niemals mehr - auch nicht die (sträflich unterschätzten und gänzlich falsch verstandenen) Sex Pistols.

Lou Reed, John Cale, Sterling Morrison und Maureen Tucker brachten Dinge in die Rockmusik, die es vor ihnen dort nicht gab: Gewalt, Schmerz, Anarchie, bedingungslose Radikalität, die dunkle Seite der menschlichen Seele, seine Abgünde, sein Zorn, das Zerstörerische in ihm. Mit Velvet Underground hörte Rockmusik endgültig auf, "nur" Unterhaltung zu sein, und begann - irreversibel - "auch" Kunst zu werden.

Wenn es Velvet Underground nicht gegeben hätte, dann wären andere eingesprungen. Die Natur duldet kein Vakuum, und die Kunst duldet keine weißen Flecken auf der Landkarte... aber wenn es, in einem fiktiven Multiversum, gar keine Velvet Underground gegeben hätte, dann hätte es in genau dieser Welt auch viele Jahre später niemals "Je te rends ton amour" gegeben (womit wir doch wieder beim Thema sind). ;)
bercy
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Re: Lou Reed R.I.P.

Ungelesener Beitrag von bercy »

arte hat das Programm geaendert und zeigt nochmal eine L Reed Doku heute --->


http://www.arte.tv/guide/de/018310-000/ ... roll-heart
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